Wuppertal Die Reformation kommt per Lastwagen

Schüler informieren sich im Truck über Martin Luther.

Mandy aus der Klasse 7 des Gymnasiums Sedanstrasse informiert sich über Martin Luther (links). Das „Barmer Band zur Reformation“ (rechts) zeigt den Weg zur Gemarker Kirche — auch ein Ort der Reformation. Foto: Andreas Fischer

Foto: Andreas Fischer

Zentrum. Martin Luther als überdimensionales Lego-Männchen? Das mag auf den ersten Blick ein wenig respektlos anmuten. Doch irgendwie passt es zu dem Reformator, der ohne Scheu vor der Obrigkeit keinem Streit aus dem Weg ging. Und dass gerade mit der Lego-Figur mit dem weißen Federkiel in der einen und der Bibel in der anderen Hand durchaus der Geschmack der vielen jungen und nicht ganz so vielen alten Besucher getroffen wurde, zeigen die zahlreichen Fotos, die am Alten Markt per Handy geschossen wurden.

Dort stand nämlich von Mittwoch bis Donnerstag der „Reformations-Truck“ — 17 Meter lang und 33 Tonnen schwer — vollgepackt mit moderner Technik, die das Wirken Luthers auf vielfältige Weise „visualisiert“. Im Reformationsjahr — vor 500 Jahren schlug Martin Luther am 31. Oktober seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg — ist der Truck in 67 europäischen Orten unterwegs und vom Mai bis zum Reformationstag in Wittenberg. Nördlichste Stadt ist Turku in Finnland, südlichster Standort ist Rom, und vor Barmen hat er in Riga angehalten.

Super-Intendentin Ilka Federschmidt war über den Publikumserfolg am Alten Markt sehr erfreut. Sie wies außerdem auf das „Barmer Band zur Reformation“ hin, das in wechselnden Farben den Weg zur Gemarker Kirche zeigte. Denn die ist als Ort der „Barmer Theologischen Erklärung von 1934“ auch als eine Stätte der Reformation anzusehen. Deshalb hat die Geke (Gemeinschaft Europäischer Kirchen) der Stadt Wuppertal auch die gesetzlich geschützte Bezeichnung „Reformationsstadt Europas“ verliehen.

Dass Martin Luther seine 95 Thesen nicht verfasst hat, um eine neue Kirche zu schaffen, sondern lediglich seine katholische Kirche verbessern wollte, ist natürlich auch Gegenstand des Religionsunterrichtes. „Den Schülern bringe ich Luther vor allem näher, indem ich ihn als einen Menschen schildere, der sich gegen die Obrigkeit aufgelehnt hat“, verrät Silke Keller, die am Gymnasium Sedanstraße evangelische Religion unterrichtet.

Mit vielen Aktionen im Informationszelt wie auch im Lkw selbst wurden den Menschen am Alten Markt das Wirken des Reformators vermittelt. Und außer Video-Clips und Filmen, gab es auch etwas zum Mitmachen. Etwa die Druckpresse, mit der die Besucher sich Plaketten mit positiven Begriffen wie Mut, Liebe Verantwortung und Solidarität stanzen lassen konnten. Grundschüler Marvin (10) hatte „Gerechtigkeit“ gewählt und sich einen Film über Martin Luther angesehen. „Ich finde ihn gut“, lautete sein Urteil.

Gut findet auch Vikarin Henriette Rerich, dass die Kirche mittels des Lkws zu den Menschen kommt. Sie ist eine von 15 „Volunteers“, die an den Stationen über Geschichte und Geschichten rund um die Reformation berichten. „Es ist schön, dass die Leute stehenbleiben und sich für die Reformation interessieren.“