Wirtschaft Die Schwäche der Industrie färbt ab

Wuppertal · Die Konjunktur hat sich im Bergischen Städtedreieck im dritten Quartal weiter abgekühlt.

 Regionales Konjunkturbarometer Uni Wuppertal Grafik

Regionales Konjunkturbarometer Uni Wuppertal Grafik

Foto: klxm

Deutschland entgeht knapp der Rezession – so lauteten die Schlagzeilen in der vergangenen Woche. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal leicht gesunken war, legte die deutsche Wirtschaft von Juli bis September mit einem Wachstum von 0,1 Prozent wieder leicht zu. Ob das Gespenst der Rezession damit gebannt ist, erscheint aufgrund der globalen Handelskonflikte zwischen USA und China, USA und Europa sowie der schwelenden Brexit-Problematik mehr als fraglich. Und so kommt es nicht überraschend, dass sich die Konjuktur im Bergischen Land im Verlauf des Jahres weiter abgeschwächt hat.

Die Gründe, so die Kernaussage des Regionalen Konjunkturbarometers, das vom Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie (WIFOP) an der Bergischen Universität erstellt wird, sind in erster Linie in der Industrie zu suchen. Seit Anfang 2018 habe sich die wirtschaftliche Lage der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes im Bergischen Städtedreieck – wie auch auf nationaler Ebene – kontinuierlich verschlechtert. Die aktuellen Auswertungen zeigten, dass die Schwäche der Industrie inzwischen auch auf die übrigen Wirtschaftsbereiche ausstrahle. An der Umfrage zum Regionalen Konjunkturbarometer für das 3. Quartal 2019 nahmen 229 Unternehmen (mit rund 19 000 Beschäftigten) teil. Folgende Indikatoren wurden abgefragt: Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage; die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate; die aktuelle Nachfragesituation und die Personalplanung für die nächsten sechs Monate.

Schwächephase der Industrie
strahlt auf alle Branchen aus

Über alle Branchen hinweg beurteilen die Unternehmen im Bergischen Städtedreieck die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schlechter als im ersten Halbjahr 2019. Zunächst zeigte sich das Dienstleistungsgewerbe von der allgemeinen Entwicklung unbeeindruckt. „Es war jedoch absehbar, dass sich die Schwächephase im Verarbeitenden Gewerbe mit der Zeit auch auf andere Wirtschaftsbereiche übertragen wird. Besonders eng ist im Bergischen Städtedreieck die Verflechtung zwischen dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Transport- und Logistiksektor. Demnach wenig überraschend beurteilten die hiesigen Transportunternehmer bereits zu Jahresbeginn ihre Lage schlechter als im Jahr 2018. „Inzwischen teilen auch viele unternehmensnahe Dienstleister diese Einschätzung“, heißt es im Konjunkturreport, für den Prof. Dr. André Betzer und Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet verantwortlich zeichnen. Besser beurteilen Unternehmen die Lage, die auf den privaten Konsum zielen, der unverändert hoch ist.

Die befragten Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe waren zum sechsten Mal in Folge mit ihrer Geschäftslage weniger zufrieden als im Quartal zuvor. Einzig das Baugewerbe zeigt sich nach wie vor unbeeindruckt von der konjunkturellen Eintrübung. „Da die aktuelle Schwäche der Industrie zu einem wesentlichen Teil in den verschlechterten außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen begründet ist, sind sämtliche Prognosen mit einer stärkeren Unsicherheit behaftet. Die mögliche Einführung weiterer Zölle sowie der Ausgang des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union werden daher in den kommenden Wochen und Monaten die Auslandsnachfrage im hohen Maße beeinflussen“, sagen Prof. Betzer und Jun.-Prof. Doumet einen Start in das Wirtschaftsjahr 2020 voraus, der weit mehr Unsicherheiten bereit hält als die zurückliegenden Jahre des stabilen Wachstums nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.