Die Seelenzustände eines Verliebten

Liederabend mit Cornel Frey zu Schuberts Zyklus „Die schöne Müllerin“.

Foto: Klaudia Thaday

Liederabende sind in Wuppertal selten geworden. So ist etwa der beliebte Zyklus in der Immanuelskirche mit der Kantorei Barmen-Gemarke als Veranstalter Geschichte, in dessen Rahmen unter anderem Hans Christoph Begemann (Bariton) und Thomas Seyboldt (Klavier) als Duo für Highlights sorgten.

Doch seit Beginn dieser Spielzeit tut sich wieder etwas in Sachen Gesangskunst. Die Opernsparte der Wuppertaler Bühnen hat eine Reihe ins Leben gerufen, um die Gattung des Kunstlieds zu pflegen. Treten in der Regel Solisten des Opernensembles auf, kam nun ein hier nicht unbekannter Gast ins Opernhaus: Cornel Frey. Man hat den Tenor, der von 2003 bis 2009 beliebtes Mitglied der Wuppertaler Oper war, nicht vergessen. Dafür sprach das gut besuchte Kronleuchterfoyer.

Nach einer Zwischenstation am Bayerischen Staatstheater am Gärtnerplatz ist er seit 2012 festes Mitglied im Ensemble der Deutschen Oper am Rhein. Ein Kleinod hatte er mitgebracht: Franz Schuberts epochalen Liedzyklus „Die schöne Müllerin“ nach Gedichten von Wilhelm Müller. Das Werk ist ein Meilenstein. Denn es ist das erste erzählende Opus der Romantik, das für nachfolgende Komponisten wie Robert Schumann, Johannes Brahms und Hugo Wolf Vorbild war. In den 20 Liedern geht es um die mannigfaltigen Seelenzustände des sich auf Wanderschaft befindenden Müllergesellen, der sich unsterblich in die Tochter seines neuen Chefs verliebt und sich verzweifelt in einem Bach ertränkt, weil seine Gefühle nicht erwidert werden. Frey spürte mit seiner kräftigen Stimme diesen Zuständen intensiv nach.

Gebannt verfolgte das Publikum, wie er als Müllerbursche eindrucksvoll Frohsinn, Hoffnung, Enttäuschung, Eifersucht, Aussichtslosigkeit und unbezwingbaren Trübsinn durchlitt. Kleine Intonationsschwächen fielen nicht sonderlich ins Gewicht. Olive Emil Wetter am Flügel war Frey bei dieser Seelenwanderung ein kongenialer Partner. Seine trockene, prägnante Anschlagskultur harmonierte mit den geschmeidig-markanten Gesängen des Tenors. Mitatmend begleitete er ihn, ging aber auch an passenden Stellen aus dieser Funktion heraus, interpretierte eigenständig, gleichwertig mit. Für den begeisterten Schlussapplaus bedankte sich das Duo mit einem Volkslied aus Bern, kunstfertig arrangiert von Benjamin Britten. has