Corona Die Stadt erlaubt den Verkauf von Lebensmitteln an Sonntagen

50 Wuppertaler sind mit Corona infiziert. Das Ordnungsamt musste 23 Geschäfte schließen und den Schusterplatz räumen.

Heruntergelassene Ladentore und gähnende Leere am Wall in der Elberfelder City.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Zahlen gehen weiter hoch: Sozialdezernent Stefan Kühn meldete für Wuppertal am Mittwoch 50 bestätigte Corona-Infektionen. Am Tag zuvor waren es 31 gewesen, am Montag noch 26. Die Zahl der Menschen mit dem Verdacht einer Infektion und der Kontaktpersonen in Quarantäne ist von 287 am Dienstag auf 427 am Mittwoch gestiegen. Kühn sieht in den rasant steigenden Zahlen den Beleg dafür, dass die am Mittwoch angeordneten Maßnahmen der Stadt richtig sind.

So bleibt seit Mittwoch der Einzelhandel geschlossen – bis 19. April. Nur Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien und einige weitere Geschäfte dürfen noch öffnen. Restaurants sind ebenfalls geschlossen. Alle noch offenen Geschäfte müssen aber auf Hygieneregeln hinweisen und Desinfektionsmittel zur Verfügung stellen. Zudem müssen sie den Zutritt steuern, damit Kunden die Abstandsregeln einhalten können, und sie sollen Warteschlangen vermeiden.

Lebensmittelhändler dürfen laut Land und Stadt zudem jetzt auch sonntags öffnen und beliefert werden. Das gelte auch abseits aller Ratsbeschlüsse zu verkaufsoffenen Sonntagen, sagte Stadtsprecherin Martina Eckermann. Der Gewerkschaftsbund habe zugestimmt. Die Geschäfte dürfen demnach von 13 bis 18 Uhr öffnen.

 Die Allgemeinverfügung der Stadt Wuppertal zur Schließung aller Geschäfte erging am frühen Dienstagabend. Am Mittwoch musste die Stadt nach eigenen Angaben 23 Geschäfte schließen, die trotz der Anweisung geöffnet hatten.

Für Verwirrung sorgte wohl, dass der Landeserlass zunächst so klang, als dürfe der Einzelhandel weiter geöffnet bleiben. Der Handelsverband Nordrhein-Westfalen-Rheinland hatte noch am Dienstag um 17.59 Uhr eine Mail verschickt laut der der Einzelhandel unter Auflagen öffnen könne. Das wurde später am Abend klargestellt. „Das war schon ungünstig“, sagt Katrin Becker, Center-Managerin der City-Arkaden. Einige Mitarbeiter von Geschäften des Einkaufszentrums hätten deshalb erst am Morgen von der Regelung erfahren. Sie selbst habe noch am Abend viele Telefonate geführt, außerdem Mails verschickt. Zudem hätten sie am Morgen Zettel verteilt.

Auch Michael Kozinowski, Buchhändler und Vorsitzender der IG Friedrich-Ebert-Straße, kritisiert die zuerst unklare Lage. Er habe am Dienstag noch Bestellungen für Mittwoch aufgegeben, bevor die Anweisung der Stadt kam. Die unklare Lage sei verwirrend gewesen und verunsichere alle, Händler wie Kunden.

Die Händler haben Verständnis für die Maßnahmen

Die Stadt sagt, dass sie nicht einzeln alle Händler informiere. Dafür sei ja die Verfügung da. Der Handelsverband hatte nach der Anweisung der Stadt die Mitglieder über einen Newsletter informiert, hat die Nachrichten getwittert und stellt außerdem alles auf seine Homepage – „inzwischen mit Zeitstempel“, wie Sprecherin Carina Peretzke betont.

Daria Stottrop von der Industrie- und Handelskammer (IHK) berichtet ebenfalls von Nachrichten per Mail an die Mitglieder. Allerdings hätten sie nicht von allen die Adressen, etwa wenn Geschäfte schon seit Jahrzehnten Mitglied sind. „Wir informieren vor allem die Werbe- und Interessengemeinschaften. Die können das schnell verteilen“, erklärt sie. Zudem hätten die Unternehmen die Pflicht, sich kundig zu machen.

Handelsverband, IHK und die Stadt müssen derzeit viele Fragen von Händlern beantworten. Stadtsprecher Thomas Eiting berichtet, dass die meisten Anrufer einsichtig sind und die Maßnahmen verstehen: „Es hat sich keiner aufgeregt.“ Auch Katrin Becker sagt: „Die Notwendigkeit der Maßnahmen ist allen bewusst.“ Der Einzelhandel hoffe jetzt auf die Vernunft der Bevölkerung: „Wenn sich alle an die Regeln halten, können wir umso schneller wieder zur Normalität zurückkehren.“

In der Friedrich-Ebert-Straße hatten bereits am Dienstag viele Händler und Cafés geschlossen gehabt. „Es gab ja kaum noch Kunden“, sagt Michael Konzinowski. „Die Leute kaufen jetzt keine Kleider mehr. Die kaufen Lebensmittel – und Bücher.“ Am Mittwoch liefen viele Bestellungen per Telefon bei ihm ein. Geliefert werde per Post. Immer wieder stünden aber Kunden vor der Tür oder fragten am Telefon, ob doch geöffnet sei. Dabei sollten die Kunden in so einer Situation doch informiert sein, findet er. Und sie sollten zu Hause bleiben, schließt er sich Katrin Becker an.

Auch die Spielplätze in der Stadt sind seit Mittwochmorgen geschlossen. Die Stadt habe sich zwar auf die Geschäfte konzentriert, aber dennoch auch Mitarbeiter der Jugendarbeit eingesetzt, um Kinder, Jugendliche und Eltern auf den Spielplätzen zu informieren, berichtet Thomas Eiting. Insgesamt meldete die Stadt wenige Fälle von Spielplätzen, auf denen noch Kinder spielten.

Am Schusterplatz auf dem Ölberg hat es am Nachmittag sogar eine Räumung gegeben. Der Platz ist nicht nur Spielplatz, sondern mit der großen Wiese auch Treffpunkt des Viertels. Nach Angaben der Stadt mussten etwa 30 Personen, darunter viele Erwachsene, vom Platz geschickt werden. Fünf Personen erhielten dabei einen Platzverweis. Es waren auch zwei Polizeiwagen vor Ort, um die Mitarbeiter des Ordnungsamts zu unterstützen. Anwohner berichteten allerdings, der Platz habe sich nach dem Einsatz wieder gefüllt.