Die Stadt hat nur 32 Euro für jede Treppe in Wuppertal
Kein Geld, kein Personal: Zahlreiche Bauwerke müssten repariert oder saniert werden. Aber die Fachleute im Rathaus verwalten den Mangel.
Wuppertal. Wuppertal ist nicht nur die Stadt der Schwebebahn, sondern auch die Stadt der Treppen. Doch während das weltberühmte Verkehrsmittel in den vergangenen 20 Jahren für etwa 600 Millionen Euro erneuert wurde, bröckeln und gammeln viele der 469 Treppen in der Stadt vor sich hin. Dabei sind sie stadtbildprägend. „Ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Baudezernent Frank Meyer sogar.
Aber es nützt nichts. Im vergangenen Jahr hat die Stadtverwaltung etwa 15 000 Euro in einfache Reparaturen von Treppen gesteckt. Gemessen an 469 Objekten sind das 31,98 Euro pro Treppe. Der Spielraum ist eng.
Frank Meyer, Baudezernent
Dabei gäbe es sogar Geld für die gründliche Sanierung etwa der Jakobstreppe. „Doch wir haben nicht genügend Leute, um solche aufwendigen Projekte umsetzen zu können“, sagt Meyer.
Hannelore Reichel kümmert sich seit mehr als 20 Jahren um Brücken, Straßen und Treppen in Wuppertal. Sie leitet das Ressort Straßen und Verkehr im Rathaus. Sie erinnert sich noch, wie die Vogelsauer Treppe saniert wurde. An so eine Maßnahme ist derzeit nicht zu denken. „Wir haben acht Ingenieure. Einer kümmert sich ausschließlich um den Döppersberg. Dann gibt es noch die Nordbahntrasse — und das ist längst nicht alles“, sagt die Ressortleiterin.
Angesichts des Sanierungsstaus an Straßen, Brücken und Treppen müsse sein Dezernat Prioritäten setzen, fügt Frank Meyer hinzu. Und oberste Priorität habe die Verkehrssicherheit. Also werden Brücken mit Gewichtsbeschränkungen belegt, Straßen ausgebessert — und Treppen gesperrt. „Es ist nun einmal so, dass es für fast alle Treppen Umwege gibt“, erklärt Hannelore Reichel.
Glücklich ist sie damit nicht. Für Reichel sind die Treppen in Wuppertal auch viel mehr als schmückendes Beiwerk. Sie schaffen Atmosphäre, geben Wuppertal eine ganz besondere Note. „Und die Wuppertaler lieben sie.“
Damit erklärt sich, dass das Rathaus immer wieder Angebote von Privatleuten bekommt, die sich um Treppen kümmern wollen. „Wenn es um Reinigung und das Entfernen von Unkraut geht, sind wir dafür sehr dankbar. Aber mehr können wir gar nicht annehmen“, sagt Reichel.
Denn alles, was an kommunalen Bauwerken gemacht wird, muss von der Kommune auch überwacht und kontrolliert werden. „Unsere Ingenieure haften persönlich“, sagt Meyer. „Außerdem sind Treppen in Wuppertal meistens sehr komplizierte Bauwerke mit Stützmauern, deren Sanierung kompliziert und teuer ist.“