Die Welt erklingt im Schauspielhaus
Finale des Sound of the City-Festivals mit Musik von allen Kontinenten.
„Ein Opernhaus ist für mich gelebte Utopie. Menschen aus unterschiedlichen Ländern arbeiten zusammen, sitzen gemeinsam in der Kantine“. Treffender als Immo Karaman, künstlerischer Leiter des diesjährigen Festivals „Sound of the City“ mit dem Titel „Copyright Heimat“, kann man es nicht ausdrücken, wenn Kulturkreise friedlich und ohne Vorurteile aufeinandertreffen. Man merkt es den Mitgliedern des Opernhauses an: Kollegial und freundschaftlich gehen sie miteinander um.
Nun, auf der Abschlussveranstaltung im Foyer des Schauspielhauses, gingen Sänger des Opernensembles und des Opernchors auf eine Weltreise. Dazu hatten sie sich in Wuppertaler lebende Musiker hinzugezogen, die aus ihrem Geburtsland stammen. Musik ihrer jeweiligen Heimat brachten sie auf die Bühne und sorgten somit für einen gehaltvollen und kurzweiligen weltmusikalischen Abend, passend mit „Heimat.Wurzeln“ überschrieben war.
Man hatte keine Mühe gescheut, den Zollstock ausgepackt und genau die Entfernungen ausgemessen. Na ja, es war vielleicht doch der Computer, der zurate gezogen wurde. Jedenfalls sind es nach Adam Riese 13697,64 Kilometer von Wuppertal bis nach Chile. Javier Horacio Zapata Vera brachte im Duo mit Cristina Contreras beseelt zwei Songs aus dieser Region zu Gehör.
Weiter ging es nach Brasilien (9811,83 km), wo Joyce Tripiciano und Regina Advento herkommen. An der Gitarre begleitet von Alex de Macedo kam unter anderem ein Bossa Nova gefühlvoll von einer der drei Bühnen.
Nächstes Ziel war Asien: Südkorea (zwischen 8774,34 und 8534,36 km) und China (8142,53 km) waren die Ziele. Auch die Sänger aus diesem Gebiet ließen mit ihren Heimatliedern stimmlich keine Wünsche offen.
Dann landete man in Europa, zunächst in der Türkei (2344,77 km). Auch in Griechenland (1724,01 km) wurde Halt gemacht. Banu Schult und Nina Koufochristou vermittelten erstklassig mit ihren Kollegen Lieder dieser Länder. Anschließend schipperte man rüber nach Italien (1622,44 km), wo Sebastian Campione fetzig über ein Problemviertel rappte. Bulgarien (1546,43 km) war die nächste Station. Ralitsa Ralinova, zwei Sinfoniker und Pianistin Ina Selvelieva machten hochmusikalisch mit dem dortigen Liedgut vertraut.
Drei bestens disponierte Frauen in Trachten brachten Lieder aus Estland (1427,91) mit in die normalerweise geschlossene Kulturstätte.
England (507,51 km) wurde auch nicht vergessen. Denn Studienleiter und Dirigent Michael Cook stammt von dort. Für ihn ist das Klavier das Ein und Alles. Also setzte er sich an den Flügel, doch nicht allein. Ein Stück von Armande de Polignac wurde vierhändig gespielt, eins von Sergei Rachmaninow sechshändig und ein anderes von Albert Lavignac sogar achthändig. Cook, Selvelieva, Maki Hayashida und Johannes Pell hatten großen Spaß daran wie auch das Publikum.
Die Reise näherte sich dem Ende entgegen, die deutsche Grenze war nun überschritten, Lauffen am Neckar (281,18 km) das Ziel. „Der Mond ist aufgegangen“ kam anrührend von den Lippen Simon Strickers.
Pi mal Daumen 94,17 km wurden gemessen, als drei Frauen aus Süddeutschland „Raindrops keep falling on my head“ anstimmten, erstklassig begleitet von Franz-Josef Staudinger (Sitztrommel Cajón) und Alejandro Villegas Mazo (Gitarre). Ganz zum Schluss standen null Kilometer auf dem Programmzettel. Man war wieder in Wuppertal angelangt. Ganz klar, jetzt war die Hymne des Bergischen Landes dran, das „Bergische Heimatlied“. Nicht nur alle an dem Abend beteiligten Sänger stimmten kräftig ein. Auch etliche Gäste sangen eifrig mit.