Die Wupper wird zum Tanzboden
Tango: Beim Tanztheater improvisierten die Tänzer nicht nur auf der Wupper — auch Fabrikfassaden und Dächer waren Bühne.
Arrenberg. Wenn schreiende Geigen und sinnliche Klänge das Wupperufer erfüllen, das mit Lampen und Fackeln in warmes Licht getaucht ist, dann stehen am Arrenberg wieder einmal alle Zeichen auf Tango. Beim „Mis Amores Tango Sommer 2012“ ließen sich erneut viele Paare zu einem berauschenden Tanz direkt an der Wupper und unter freiem Himmel hinreißen. Zwischen den Haltestellen Pestalozzistraße und Westende hatten Piedra Baldauf und ihr Team von der Tangoschule „Estudio de Tango“ bereits zum vierten Mal ihre Tanzfläche direkt ans Ufer gebaut.
Am Freitag war die Band TangoGatoLoco aus Rotterdam angereist. „Zu dem Livekonzert können die Tänzer tanzen und Nichttänzer an der Wupper sitzen und der Musik lauschen“, so Baldauf, die das Festival wegen ihrer Leidenschaft zu dem argentinischen Tanz organisiert hat.
Gleich zu den ersten Klängen von Kontrabass, Piano, Bandoneon und Geige eröffnete sie selbst die Tanzfläche — schon nach wenigen Takten schoben sich viele weitere Tänzer über die Bretter. Eng aneinander geschmiegt und mit viel Leidenschaft wechselten schnelle und langsame Schritte mit expressiven Beinbewegungen zu dem betörenden Rhythmus der Milonga. Die ungezwungene Atmosphäre wurde auch durch die sichtlich liebevolle Gestaltung des Platzes aufgebaut — Tische aus alten Holzpaletten, Wein und argentinische Spezialitäten wie Steak, Chorizo und Empanadas führten die Besucher direkt in die südamerikanischen Tangobars.
Etwas ganz Einmaliges fand Baldauf den Höhepunkt des Wochenendes: ein Tanztheaterstück. Einige Anstrengungen waren dafür nötig — von der unteren Wasserbehörde bis hinauf zur Landesregierung mussten Genehmigungen für die Bühne mitten im Fluss beschafft werden. Doch der Aufwand — Genehmigungen von der unteren Wasserbehörde bis zur Landesregierung für die Bühne mitten im Fluss — sollte sich lohnen: Schließlich nutzten die Tänzer nicht nur die Wupper, sondern auch das dahinter liegende Fabrikgebäude als Bühne und tanzten dabei gar an der Fassade und auf dem Dach.
Dass diese Veranstaltung tatsächlich einmalig bleibt, ist der Schwebebahn zu verdanken, die in regelmäßigen Abständen über Bühne und Tänzer hinweg ratterte und so zum Rhythmus des Tangos beitrug.