Diskussion über das Bürgerticket
Ein beitragsfinanziertes System soll Nahverkehr stärken.
Wuppertal. Die Stadt lebenswerter machen, den Kohlendioxidverbrauch senken und zugleich das Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stärken. Diese ambitionierten Ziele verfolgt das solidarische Bürgerticket, über das am Dienstagabend rund 100 Personen in der Bergischen VHS diskutiert haben. Propagiert wird das Ticket vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, die Idee stammt vom „Semesterticket“, das es allen Studenten einer Uni erlaubt, im Nahverkehr Busse und Bahnen zu nutzen. Über einen monatlichen Beitrag von etwa 50 bis 80 Euro könnte das Bürgerticket finanziert werden — zahlen müsste jeder, egal ob Autofahrer oder ÖPNV-Nutzer.
Das solidarische Bürgerticket könne eine „alternative Finanzierungsform des ÖPNV“ für Wuppertal und auch für einen gesamten Verkehrsverbund wie den VRR sein, sagte Gregor Waluga vom Wuppertal Institut, der sich im Rahmen seiner Doktorarbeit mit dem Thema befasst. Aus Gründen des Klimaschutzes müsse der ÖPNV gestärkt werden und mehr Menschen müssten vom Auto auf den Bus als Verkehrsmittel umsteigen. Auch mit Blick auf die immer älter werdende Bevölkerung sei absehbar, dass der Bedarf an ÖPNV-Verbindungen wachse, so Waluga.
Dennoch drohten dem Nahverkehr mit Bussen und Bahnen angesichts klammer kommunaler Kassen in Zukunft eher Kürzungen. Oscar Reutter, Professor am Wuppertal Institut, hatte bereits 2002 anlässlich einer Studie die Mobilität der Bevölkerung in Wuppertal untersucht. Demnach wurden 32 Prozent aller Wege in der Stadt zu Fuß zurückgelegt, Radfahrer schlugen mit knapp einem Prozent zu Buche, beim ÖPNV waren es immerhin 16 Prozent. Den größten Anteil hatte mit über 50 Prozent das Auto. Als „Zielszenario“ sollte sich der ÖPNV-Anteil verdoppeln, der Radverkehr verzehnfachen und der Autoverkehr in etwa halbieren, so Reutter.
WSW-Aufsichtsratsvorsitzender Dietmar Bell sagte, vor allem zum Erhalt der Infrastruktur müssten hohe Summen bereitgestellt werden. Inwieweit die WSW auch in Zukunft den ÖPNV durch Quersubventionierungen unterstützen kann, sei zudem angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage durchaus eine bedenkenswerte Frage.