Angespannter Wohnungsmarkt Düsseldorfer und Kölner treiben Wuppertaler Immobilienpreise hoch

Wuppertal · Der Druck auf den Wuppertaler Wohnungsmarkt steigt aus großen Städten wie Düsseldorf oder Köln. Auswärtige Familien überbieten laut Makler die erste Forderung teils drastisch.

 Für den Traum vom eigenen Reihenhaus wird immer mehr Eigenkapital nötig.

Für den Traum vom eigenen Reihenhaus wird immer mehr Eigenkapital nötig.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Die Preise auf dem Immobilienmarkt in Wuppertal ziehen kräftig an. Die real gezahlten Summen für Einfamilienhäuser etwa sind allein von 2019 bis 2020 um sechs bis zehn Prozent gestiegen. Im Schnitt wurde 2020 für ein Haus in guter Lage mit 150 Quadratmetern Wohnfläche und 750 Quadratmetern Grundstück ein Preis von 475 000 Euro gezahlt. Bei der Entwicklung zeigt sich: Ein nicht unerheblicher Preistreiber ist auch der Druck aus großen Städten wie Düsseldorf und Köln, wo die Immobilienpreise noch einmal deutlich höher liegen. Marcus Kammel, Inhaber von Kim-Immobilien, berichtet: „Die Marktteilnehmer sind inzwischen bereit, teils in eklatanter Höhe überzubezahlen.“ Es gebe Fälle in Wuppertal, in denen Exposé-Preise – also die erste Preisvorstellung des Verkäufers – um bis zu 25 Prozent überboten werde.

Die Familie Buschkamp (Namen von der Redaktion geändert) hat den Preiskampf am eigenen Leib zu spüren bekommen. Die vierköpfige Wuppertaler Familie hatte nach einem Jahr der Suche eine Eigentumswohnung gefunden, die auf den ersten Blick den Wünschen und den eigenen Preisvorstellungen gerecht wurde. Für die 130 Quadratmeter große, doppelgeschossige Wohnung am Ostersbaum war ein Preis von 270 000 Euro angesetzt. „Uns wurde gesagt, dass wir mit zwei weiteren Familien in der engeren Auswahl sind“, erinnert sich Henrik Buschkamp (35).

Nach einem Gespräch mit dem Eigentümer hatte die Familie eigentlich ein gutes Gefühl. „Wir dachten, jetzt geht es um Sympathien“, sagt Buschkamp. Doch dann der Schock: Über den Makler bekam die Familie den Hinweis, dass die Mitbewerber aus Düsseldorf bereit sind, den Preis um 20 000 Euro zu überbieten.

Buschkamp wunderte sich: „Wir waren vor den Kopf gestoßen, schließlich handelte es sich doch um kein Bieterverfahren.“ Mit finanzieller Hilfe der Eltern gelang es den Wuppertalern noch einmal, das neue Angebot leicht zu überbieten. Trotzdem kam letztendlich die Absage: Die Düsseldorfer hatten am Ende noch einmal 20 000 Euro draufgelegt.

Makler Marcus Kammel weiß: Eine solche Art des Überbietens ist längst keine Ausnahme mehr. „Da ist viel Geld im Markt.“ Es gebe Kunden, die bei der Wunschimmobilie kein Problem damit haben, den Marktpreis zu überbieten. „Einigen Käufern ist das einfach egal“, sagt Kammel. Das sei gerade dann so, wenn die Eigentums-Suchenden aus den hart umkämpften Märkten wie Düsseldorf und Köln kommen. „Dort haben wir jedes Jahr eine Preiserhöhung von fünf bis acht Prozent“, sagt Kammel.

Seit 2011 sind Reihenhaus-Preise um 60 Prozent gestiegen

Der Vergleich: In Düsseldorf zahlten Käufer einer neu gebauten Eigentumswohnung in 2020 einen durchschnittlichen Preis von knapp 7300 Euro pro Quadratmeter. In Wuppertal liegen laut Makler Kammel Neubau-Wohnungen in guter Lage bei 3300 bis 3800 Euro pro Quadratmeter. Da fällt das Überbezahlen in Wuppertal nicht so schwer ins Gewicht.

Doch Buschkamp beklagt: In der Preisklasse bis 300 000 Euro werde es für Familien aus Wuppertal schwer, überhaupt eine Wohnung zu finden. Ein anderer Fall: Die Familie Behnisch sucht bereits seit vier Jahren in fast allen Stadtteilen nach einem Reihenhaus mit Garten in der Preisklasse bis 300 000 Euro und wird nicht fündig. Doch wie Ricarda Baltz vom Gutachterausschuss der Stadt weiß: Die Preise gerade in diesem Segment sind im vergangenen Jahr um bis zu 16 Prozent gestiegen, seit 2011 um rund 60 Prozent. Die Chancen für die Behnischs sind schlecht.

Die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt hat auch Stadtentwicklungs-Dezernent Arno Minas im Blick: „Wir haben keine unmittelbaren Instrumente, um auf den Preis einzuwirken, aber wir können auf die Rahmenbedingungen Einfluss nehmen.“ Er verweist auf den vom Rat 2020 neu festgelegten Mindestanteil von 20 Prozent an gefördertem Wohnbau bei Projekten ab 20 Wohneinheiten und einer Grundstücksfläche von 2000 Quadratmetern. Damit soll zumindest mehr bezahlbarer Wohnraum für Mieter entstehen.

In der Realität hat diese Klausel noch nicht viel bewirkt. Ein Vorzeigeprojekt gibt es allerdings: Am Heubruch sollen 350 Wohneinheiten entstehen – davon rund 70 Wohnungen als sozialer Wohnungsbau. „Einige andere Projekte, die noch nicht spruchreif sind, haben wir noch in der Pipeline“, sagt Minas.

Er sieht den aus Düsseldorf getriebenen Preiskampf auf Wuppertaler Stadtgebiet dort, wo die Verkehrsanbindung in die Landeshauptstadt gut ist. Etwa in der Nähe der Auffahrten zur A46 oder in Vohwinkel, wo die Bahnanbindung nach Düsseldorf einen kurzen Pendelweg verspricht. Weitere beliebte Lagen seien unter anderem das Briller Viertel oder das Zooviertel.

Entscheidet eigentlich immer nur das Geld? „Nein, zum Glück nicht“, sagt Makler Kammel. „Es gibt immer auch wieder emotionale Gründe für einen Eigentümer, der sich etwa am Ende für eine Familie entscheidet, weil er sie nett fand.“ Und manchmal ändere dann eben auch ein höheres Gebot nichts. Manchmal.