Wuppertal E-Commerce-Tag: Der lokale Online-Handel birgt Chancen und Risiken

In der Stadthalle wurde beim zweiten E-Commerce-Tag NRW kontrovers über die Zukunft des Einzelhandels diskutiert.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Mit dem Projekt Online City zählt Wuppertal zu den Vorreitern des lokalen Online-Handels. Mit der eigenen Online-Plattform reagieren die Wuppertaler Einzelhändler auf den immensen Konkurrenzdruck der weltweit operierenden Internetriesen wie Amazon und Zalando und bieten auch über das Internet ihre Produkte an. Die kann der Kunde im Laden abholen oder sich zuschicken lassen. Online City hat bereits Nachahmer gefunden. Daher ist es kein Zufall, dass der E-Commerce-Tag NRW am MIttwoch in Wuppertal stattfand.

Mehr als 300 Gäste aus ganz NRW folgten der Einladung von NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und NRW-Minister Michael Groschek (Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr) in die historische Stadthalle. Dass beide Minister sich auf dem Podium den Fragen von Moderator Helmut Rehmsen stellten, verdeutlicht, wie groß der Stellenwert des Themas und wie groß die Sorge um die Zukunft des Einzelhandels und der innerstädtischen Quartiere ist. Die Landesregierung hat daher Projekte wie Online City Wuppertal bereits gefördert. Nicht, um Online-Handel und lokalen Einzelhandel gegeneinander auszuspielen, sondern Wege zu ergründen, wie beide Vertriebswege miteinander zu verknüpfen sind

Zu den neun Projekten, denen die beiden Minister mit der Übergabe von symbolischen Staffelstäben am Mittwoch weitere Fördermittel in Aussicht stellten, zählte Online City Wuppertal, wo sich mehr als 60 Händler inzwischen als Verein zusammengeschlossen haben. Das zweite Förderprogramm des Landes NRW wird in Wuppertal unter dem Namen „Forum“ ab Sommer anlaufen.

„Förderung gut - alles gut?“ Auf diesen Nenner lässt sich die Botschaft des 2. E-Commerce-Tags NRW jedoch so einfach nicht bringen. „Es ist bisher häufig ein Reagieren auf den digitalen Wandel, aber wer rechtzeitig reagiert, muss keine Angst haben“, sagte Minister Garrelt Duin. Während er das sogenannte Multi-Channeling (den Verkauf sowohl im Laden als auch im Netz) als Königsweg beschrieb, warnte Gastredner Andreas Brill, in eine solche Multichannel-Falle zu tappen. Am Beispiel des Wandels in der Musikindustrie in den vergangenen 20 Jahren machte Brill deutlich, dass es nicht ausreiche, den Online-Handel auf ein bereits bestehendes Geschäftsmodell zu satteln.

„In der Regel bedeutet das Bespielen zweier Kanäle hohe Investitionen und geringen Ertrag. Kein Mensch braucht noch einen Online-Shop“, sagte der Digitalisierungs-Experte Brill und weckte damit so machen Zuhörer im Saal aus Träumen von einem sanften Übergang in die digitale Welt. Hilfreicher sei es, das eigene Geschäftsmodell „anzugreifen“ und aus dem alten Modell neue Ideen zu entwickeln, Nischen zu besetzen. Neue Wege hatte zuvor Minister Michael Groschek gefordert. Er kritisierte die Welle der Gründungen von Outlet Centern in NRW. „Wir haben heute schon zu viel als zu wenig Verkaufsflächen. Das führt zu einer Kannibalisierung“, sagte Groschek. Es müssten Anreize geschaffen werden, um die Menschen in die Stadt zu locken. Als Beispiel nannte er die Außengastronomie, die sich in den Innenstädten durchgesetzt habe. Groschek schlug vor, darüber nachzudenken, Straßen und Plätze für den stationären Handel als Verkaufsraum zu öffnen und dort Waren anzubieten. „Es muss Spaß machen, in die Stadt zu gehen“, lautete Groscheks Wunsch nach Vielfalt im innerstädtischen Raum.

Rolf Volmerig, Geschäftsführer der Wuppertaler Wirtschaftsförderung, stellte den 300 Gästen die Ziele von Online City in der zweiten Förderstufe vor, Thomas Helbig, Inhaber von „Wupperliebe“, Köndgens Service GmbH, beschrieb sein Engagement und seine Erfahrungen mit dem Verkauf lokaler Wuppertaler Produkte über die Plattform Online City.