Strahlentherapie Lichtblick in der Strahlentherapie

Wuppertal · Radprax und Bethesda haben Tageslichtbunker für die Behandlung gebaut.

 Daniel Habermehl, Georg Schmidt, Andreas Schroeder und Andreas Martin (v.l.) am True-Beam-Linearbeschleuniger.

Daniel Habermehl, Georg Schmidt, Andreas Schroeder und Andreas Martin (v.l.) am True-Beam-Linearbeschleuniger.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Jeder zweite Krebspatient muss sich im Verlauf seiner Erkrankung einer Strahlentherapie unterziehen. Um Tumorzellen zu zerstören, wird ultraharte Röntgenstrahlung eingesetzt, deren Einsatz erhebliche Strahlenschutzauflagen erfordert. Für Patienten heißt das bisher, dass sie in Bunkern hinter meterdicken Mauern bestrahlt werden, in die kein Tageslicht dringt. Im Facharztzentrum des Wuppertaler Agaplesion Bethesda Krankenhauses an der Hainstraße werden seit Mitte Februar Patienten in einem freundlicheren Umfeld behandelt, das der Gegenentwurf zu den bisherigen rein funktionalen Untersuchungsräumen sein soll. Tageslicht fällt über einen Lichtschacht in einen Raum, in dem aktuell bis zu 40 Patienten pro Tag mit einem Bestrahlungssystem der neuesten Generation behandelt werden.

Mit sichtlichem Stolz präsentierten am Dienstag Dr. Andreas Martin, Geschäftsführender Gesellschafter von Radprax, sowie der kaufmännische Geschäftsführer Georg Schmidt und der medizinische Geschäftsführer Dr. Andreas Schroeder von Bethesda die „innovativste Strahlentherapie-Einheit in der gesamten Region“. Fünf Millionen Euro hat Radprax in den Bau des Tageslichtbunkers und in den TrueBeam-Linearbeschleuniger der Firma Varian investiert, die das Herzstück der Anlage ist. Mit ihr ist die Behandlung einer breiten Palette onkologischer Erkrankungen möglich. Dank einer Zusatzausstattung durch ein Stereotaxie-Modul der Firma Brainlab lässt sich die Behandlung mit einer Toleranz von weniger als einem Millimeter punktgenau planen. Die Stereotaxie ist eine Bestrahlungstechnik, die insbesondere bei Tumoren zum Einsatz kommt, die sehr nah an strahlensensiblen Risikostrukturen liegen, zum Beispiel am Rückenmark oder im Gehirn.

Hohe Belastungsdosen, ohne
umliegende Organe zu schädigen

„Mit dieser erweiterten Ausstattung erreichen wir eine Präzision, die mit einfachen Linearbeschleunigern nicht ohne weiteres möglich ist“, sagt Dr. Daniel Habermehl, ärztlicher Leiter der Strahlentherapie. Die höhere Genauigkeit gestattet den Einsatz höherer Bestrahlungsdosen, ohne dass umliegende Organe geschädigt werden. Die Anzahl der psychisch belastenden Behandlungen kann so reduziert werden, was neben der beruhigenden Atmosphäre im Tageslichtbunker zum Erfolg des Gesamtkonzeptes beitragen soll. „Wir sind fest davon überzeugt, dass die Angst gemindert wird und sich der Patient weniger bewegt, was die Präzision der Behandlung steigert“, sagt Dr. Daniel Habermehl.

Georg Schmidt beschreibt Radprax als zentralen und größten Partner von Bethesda im Gesundheitszentrum und beziffert die Gesamt-Investitionen an der Hainstraße in den vergangenen Jahren auf rund 20 Millionen Euro. Insbesondere die neurochirurgische Abteilung des Krankenhauses, die über eine besondere Expertise in der Behandlung bösartiger Hirntumore und Metastasen an der Wirbelsäule verfüge, setze auf die verbesserte Strahlentherapie. Darüber hinaus ließen sich viele andere Krebserkrankungen an Darm, Lunge, Brust oder Leber im Tageslichtbunker behandeln. „Unsere Patienten müssen nicht einmal das Haus verlassen, da das Facharztzentrum baulich mit dem Krankenhaus verbunden ist“, sagt Georg Schmidt.

Der Linearbeschleuniger ist so ausgerichtet, dass mit ihm auch Standarderkrankungen behandelt werden können. So zum Beispiel der Fersensporn - sollten in der Therapie bereits alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sein. Die Medizinphysikerin Kathrin Kruppa begrüßt, dass die Auslastung der Anlage Schritt für Schritt gesteigert wird. „Damit wird man der großen Verantwortung gegenüber Patienten und Mitarbeitern gerecht“, sagt Kathrin Kruppa.

Andreas Martin ist überzeugt, dass die Anlage, die in Betrieb über eine 23 Tonnen schwere Tür und dicke Betonwände abgesichert ist, nicht das Ende der Entwicklung darstellt. „Daher haben wir nicht gleich einen zweiten Bunker daneben gesetzt. Der Bau des Bunkers hat 1,2 Millionen Euro gekostet, mit zwei Bunkern wären wir bei 1,8 bis 2 Millionen Euro gelandet, was vermutlich wesentlich preiswerter wäre, als in einigen Jahren einen zweiten zu bauen. Doch es tut sich etwas in der Strahlentherapie“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter von Radprax. Biete sich in fünf bis zehn Jahren die Möglichkeit, die Ergebnisse der Magnetresonanztomographie durch nachsteuernde Verfahren, wie sie Brainlab für den Linearbeschleuniger liefert, zu verbessern, „dann bauen wir neu“.