Ein Stück Gaudí mitten in Ronsdorf

Ute Scholl-Halbach und ihre Kolleginnen von der Vereinigung Kunstrausch planen eine Mosaikbank an der Kleinsecke - als Gemeinschaftsprojekt.

Ronsdorf. Die großformatigen Mosaikbänke von Antoni Gaudí prägen das Stadtbild von Barcelona. Mit ihren geschwungenen Flächen und einem Kaleidoskop aus Farben und Formen laden sie zum Verweilen ein. Eine solche Oase möchten die vier kreativen Frauen anlässlich des zehnjährigen Bestehens von Kunstrausch auch in Ronsdorf schaffen. „Die Idee ist, einen Treffpunkt entstehen zu lassen, den alle mitgestalten“, sagt Ute Scholl-Halbach. Die Glas-Künstlerin möchte mit Kindern und Jugendlichen das Rohmaterial für das Mosaik selbst herstellen. „Es soll aus zerschlagenen Fliesen, Töpferstücken und Glas bestehen.“

Foto: Stefan Fries

Die Ronsdorferin hat bereits Erfahrung mit solchen Projekten. An mehreren Wuppertaler Schulen hat sie gemeinsam mit bis zu 300 Schülern auf Wänden und Fassaden meterlange Bilder aus unzähligen bunten Steinchen zusammengesetzt. „Die Kinder sind immer ganz begeistert und beim Kleben oft schneller, als ich auftragen kann. Das ist unglaublich“, berichtet Ute Scholl-Halbach. Sie träumt schon lange davon, mit dieser Technik auch eine Bank im Herzen des Stadtteils zu gestalten. „Es ist doch toll, wenn Kunst auch nutzbar ist.“

Einen Platz hat sie sich schon ausgesucht: mitten auf der Wiese in Kleinsecke zwischen Staasstraße und Elias-Eller-Straße, im Schatten einer Magnolie soll das Werk künftig zu einer Pause einladen. „Wir machen zunächst einen Entwurf und lassen den Rohling dann vor Ort aus Beton gießen. Das muss alles genau geplant sein, denn bewegen lässt er sich anschließend nicht mehr“, sagt die Künstlerin.

Der Antrag an die Stadt, den öffentlichen Raum für das Objekt zur Verfügung zu stellen, ist bereits verfasst und von der Bezirksvertretung gebilligt. „Wir sind der Meinung, dass so eine Idee unterstützt werden sollte“, betont Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Gieskes. Er hat sich gleichzeitig bereit erklärt, die Schirmherrschaft für das Projekt zu übernehmen. „Es ist schön, dass die Bevölkerung eingebunden ist. Mal sehen, ob es so wird, wie bei Gaudi, aber es klingt erst einmal sehr gut.“

Bei der Gestaltung sollen möglichst viele Ronsdorfer mitwirken. Eigenhändig können sie die bunten Steinchen aufkleben — allerdings nicht wahllos, sondern nach Plan. „Es soll bunt werden, aber nicht wild bunt“, betont Ute Scholl-Halbach. Sie hat für die finale Verschönerung ein Wochenende im April oder Mai nächsten Jahres im Auge. „Das hängt ein bisschen vom Wetter ab, denn bei Regen macht Mosaiken einfach keinen Spaß.“

Mit der Materialproduktion möchte sie jedoch bereits im Juli diesen Jahres beginnen. Kinder- und Jugendgruppen können sich bei ihr melden und ganz individuelle Glas-Steine mit Schriftzügen und Mustern zu gestalten, die Ute Scholl-Halbach später bei 890 Grad Celsius um Ofen brennt. „Die Steine sind danach witterungs- und UV-beständig.“

Die Künstlerin schätzt, dass sie für die acht Quadratmeter Bankfläche mindestens 2000 solcher Glaselemente braucht, vielleicht sogar noch deutlich mehr. Beim Kunstrausch-Tag am zweiten Samstag nach Ostern sollen alle Bürger die Möglichkeit haben, ihr eigenes kleines Mosaikstückchen zu fertigen.

„Die Kinder und Jugendlichen stehen bei dem Projekt jedoch klar im Mittelpunkt“, sagt die Initiatorin. Sie hat die Landesarbeitsgemeinschaft Kund und Medien NRW (LAG) als Träger des Projektes gewonnen. „Besonders schön ist es, wenn Kinder und Jugendliche selbst den öffentlichen Raum gestalten und mitbestimmen können, wie ihre Stadt aussieht“, betont die Geschäftsführende Bildungsreferentin Fleur Vogel. Die kreative Arbeit trage dazu bei, dass sie ihre kreativen Fähigkeiten entdeckten. Als Veranstalter fördert die LAG den Bau der Bank mit 4000 Euro.

„Wir haben noch eine Finanzierungslücke von 2000 Euro.“ Die möchte Ute Scholl-Halbach mit freiwilligen Spenden und durch Sponsorengelder schließen. Unternehmen sollen sich für 200 Euro ihr Logo als Teil des Mosaiks zu erkaufen. „Die Zahl ist auf maximal zehn begrenzt“, sagt die Ronsdorferin. Sie wünscht sich, dass noch vor den Sommerferien 2017 die ersten Bürger ihren Kaffee auf der Bank trinken und ein Stück Barcelona vor der Haustür genießen.