Ein Taugenichts flirtet mit der Heugabel
Der Bühnen-Jugendclub führt die Eichendorff-Novelle im Kleinen Schauspielhaus auf.
Wuppertal. „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt“, schmettert der Taugenichts — nein, nicht auf der Geige, sondern auf der Blockflöte. Szenen aus Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ hat der Jugendclub der Wuppertaler Bühnen gestaltet.
Im Kleinen Schauspielhaus springt ein lebensfroher Taugenichts (Charlotte Eben) durch Rosenbeete oder lümmelt gemütlich auf der Gartenbank unter dem Olivenbaum (Regie und Ausstattung: Markus Höller). Dabei mahnen die drei Schlafmützen im Nachthemd mit Darmol-Licht im end- und atemlosen Sprichwörter-Singsang zum Fleiß, zur Betriebsamkeit, zum frühen Aufstehen.
Aber der Aussteiger aus der Romantik eignet sich nicht einmal zur Gartenarbeit, zu der ihn der bollernde Gärtner anhalten will. Statt den Blumen die Köpfe abzuschneiden, flirtet er lieber mit der Heugabel, um das Rendezvous mit der Angebeteten (Jessica Steinbrink) zu üben. Die erhört ihn schließlich und beide genießen das Vagabundieren, das freie Leben ohne Leistungsdruck, ohne Nützlichkeitsdenken, ohne Betriebsamkeit, das Träumen.
Als Straßenmusiker verdienen sie gerade so viel, um sich Weintrauben kaufen zu können. Nur kurz denkt die Liebste über das weitere Leben nach, aber: Der Liebe ist die Welt zu eng, sie ist ein Poetenmantel. So wickelt das Alter-Ego-Paar beide in das lange Manteltuch, denn es geht ihnen so „wunderlich gut“.
Und weil der Titel „Taugenichts!“ das Ausrufzeichen bekommen hat, ermuntern die elf Jugendlichen mit großem schauspielerischem Eifer und erfrischendem Auftreten dazu: Tauge auch mal nichts! Denn — wer ist eigentlich krank, fragen sie: Der ewig Aktive oder der Passive, der Raum für die Selbstfindung und für die Entfaltung seiner Kreativität schafft?
Beim Spätromantiker Joseph von Eichendorff mündete sie ins Dichten. Auch die Elf haben im Vorfeld darüber nachgedacht, wie sie sich den Müßiggang heute vorstellen, aber nicht in Szene gesetzt — obwohl das vielleicht auch eine reizvolle Variante gewesen wäre.
Um es mit Goethe zu sagen: „Du gehst so freien Angesichts, mit muntern, offnen Augen! Ihr tauget eben alle nichts, warum sollt‘ ich was taugen?“