Eine Atempause auf der Hardt

Die Parkanlage rund um den Botanischen Garten ist so schön wie nie. Alte Wege wurden wiederhergestellt, historische Blickachsen freigelegt.

Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Ein Kassenhäuschen sucht man auf der Hardt vergebens und das wird auch so bleiben. Seit 1807 sind die Hardt-Anlagen frei zugänglich für die Besucher, die gerade an schönen Sommertagen in Strömen kommen, um dort frische Luft zu schnappen oder ein Sonnenbad zu nehmen. Auf der Hardt atmen die Wuppertaler tief durch, denn der Höhenrücken über dem nördlichen Ufer der Wupper ist mit seinem alten Baumbestand, den großen Liegewiesen, dem Botanischen Garten oder dem Café Elise ein idealer Ort, um einen Kurzurlaub von der Hektik des Alltags im Tal zu machen.

Schon lange vor der Gründung der Stadt Wuppertal wussten die Barmer und Elberfelder, was sie gemeinsam an ihrer Hardt haben. Der Bismarckturm ist der Punkt, wo die Barmer Hardt an die Elberfelder Hardt grenzt. Zwischen dem Barmer und Elberfelder Teil lässt sich eine klare „Aufgabenteilung“ erkennen. Der Elberfelder Bereich mit dem Botanischen Garten, dem Café oder der Waldbühne dient als Ort der Erholung. Dort verbringt der Wuppertaler Sonnenzeit, geht spazieren und kehrt in den Biergarten ein.

Der Barmer Teil ist Sitz der Kirchlichen Hochschule, was der Hardt auch den Namen „Heiliger Berg“ eingebracht hat. Gleich nebenan werden vom Land NRW seit Jahrzehnten Mitarbeiter für den Justizvollzug ausgebildet. Gebaut wurde dieses Gebäude in den 1950er Jahren aber als Standort der Pädagogischen Hochschule — eine der Keimzellen der Bergischen Universität.

„Eine private oder wirtschaftliche Nutzung war von den Gründern nicht vorgesehen. Und deshalb sollte auf dem Gelände der früheren Pädagogischen Hochschule in Zukunft auch keine Wohnbebauung möglich sein“, sagt Brigitte Alexander vom Förderverein Historische Parkanlagen zu einer aktuellen Debatte.

Ende dieses Jahres wird die Justizvollzugsschule von der Hardt an die Parkstraße in Ronsdorf umziehen. Das Gebäude steht dann leer, und die künftige Nutzung eines 25 000 Quadratmeter großen Geländes ist noch völlig offen. Die Stadt favorisiert Pläne, dort in exklusiver Lage Eigentumswohnungen zu bauen. Der Förderverein Historische Parkanlagen setzt sich dagegen für den Erhalt des Gebäudes und eine Folgenutzung durch eine Schule oder eine andere öffentliche Einrichtung ein.

Welche Anziehungskraft die Hardt ausübt, wird an schönen Sommertagen deutlich. Dann sind die Wiesen dicht belagert. Zurück bleiben Müll und andere unliebsame Hinterlassenschaften. Mit vielfältigen Aktionen hatte die Stadt über Jahre hinweg erfolglos gegen den Dreck auf der Hardt angekämpft. Doch erst nach der Gründung der Interessengemeinschaft Hardteinander stellen sich Erfolge ein, denn die Eigeninitiative der in der Mehrzahl jungen Mitglieder, die Müll sammeln und Aktionen starten, hat Vorbildcharakter.

Neben dem Müll ist vor allem der Verkehr von und zur Hardt ein Dauerthema. Wer von Elberfeld zu Fuß unterwegs ist, der muss einen steilen Berg hinaufsteigen, denn der Höhenrücken Hardt wurde vor Jahrhunderten schon als Steinbruch genutzt. Es gibt zwar Zufahrten, aber die führen sowohl von der Elberfelder als auch der Barmer Seite über schmale Straßen und zum Teil durch Wohngebiete. Zum Leidwesen der Anlieger. Die vorhandenen Parkplätze reichen für den Alltag aus, aber nicht für die besagten Sommertage, wenn die Hardt dicht belagert ist.

Wer die Entwicklung der Hardt in den vergangenen Jahrzehnten verfolgt hat, dem wird nicht verborgen geblieben sein, dass der Park heute so schön ist wie nie zuvor. Zur Feier des 200-jährigen Jubiläums wurde 2007 der „Neue Garten“ auf der Hardt mit den Gewächshäusern am Elisenturm eingeweiht. Zuvor hatte seit 1990 das im Auftrag des Garten- und Forstamtes vorgelegte Parkpflegewerk für viele Verbesserungen gesorgt. Alte Wege wurden wiederhergestellt, historische Blickachsen freigelegt.

Diese und viele Maßnahmen mehr haben das grüne Paradies mitten in der Stadt aufblühen lassen. Die Hardt ist als Parkanlage über Jahrhunderte gereift, sie steht in voller Blüte — und das mit vielen Reizen zu jeder Jahreszeit.