Freies Netzwerk Kultur Eine gemeinsame Melodie für die Stadt

Wuppertal · Was Stadt, Kulturszene und Pina Bausch Zentrum brauchen, um zukunftsfähig weiterzukommen.

Uta Atzpodien

Foto: Ralf Silberkuhl

„Los, los!“ endete kürzlich eine Ermunterung meines Kollegen Max Christian Graeff, die er in Stadt und Welt trug. Mehr dazu gegen Ende dieser Kolumne. „Los, los“ passt gut zu Aufrufen wie „Practise what you preach“. Vielfach bin ich dieser Aufforderung schon begegnet, so formuliert von der Dramaturgin Nicola Bramkamp, der bundesweit aktiven Initiatorin der Plattform „Save the World“. Dieses Wochenende war sie als Kuratorin mit „Burning Issues“, einer Konferenz zu globaler Gerechtigkeit auf dem Theatertreffen in Berlin; in Kürze startet das von ihr kuratierte Klimafestival „Endlich!“ mit dem Theater Augsburg.

Hier in Wuppertal wurde mit den abschließenden Worten „Es ist Zeit zu handeln! Jetzt!“ kürzlich im Hauptausschuss der Stadt der Klimanotstand ausgerufen: Endlich! Dank des jahrelangen Engagements von Fridays for future wurde der so lange bestehende, bekannte und viel zu lange ignorierte Klimanotstand zum Bekenntnis der Stadt. Dies steht allerdings nur dann für Haltung, wenn nach klaren Worten auch klare Taten folgen. Expertise findet sich direkt vor Ort: Alle, die nun endgültig zum Klimanotstand aktiv werden müssen, können auf die 2021 veröffentlichte Sonderstudie „Wuppertal klimaneutral 2035“ des Wuppertal Instituts zurückgreifen, die Rahmenbedingungen, Wege und Herausforderungen erörtert. 

Und wie gehen die in Kunst und Kultur Aktiven damit um? Mit „Wie wollen wir leben?“ sind wir in Wuppertal erfahrene Expertinnen und Experten, schon seit Jahren unterwegs – klar, immer mit Luft nach oben. Unsere übermorgenrote Stadtlandkarte „Zukunftslabor Kunst und Stadt I“ mit Orten wie Utopiastadt, Alte Feuerwache, Börse, Loch, Mobile Oase und vielen anderen macht das sichtbar. Jetzt am Wochenende hat das von der Tanztheaterleitung kuratierte Festival „under construction“ im von vielen geliebten, derzeit leider verfallenden und zukünftig zum Pina Bausch Zentrum mutierenden Schauspielhaus dies pulsierend erfahrbar gemacht: Neben den bunten wehenden Fahnen an der B7 wanderten „Talbuddeln“-Bäume über den Vorplatz, deren Patenschaft nun das Tanztheater konkret als Verantwortung übernimmt. Nachts waren die – im Open Space mit Fridays for Future – erarbeiteten Projektionen auf den Schauspielhauswänden präsent: „Kein Grad weiter“, „Neue Guidelines“ und „und jetzt!“. In den Morgenstunden luden Klimafrühstücke unter dem Titel „Wann, wenn nicht jetzt?“ ein, kulinarisch ausgerichtet vom Unverpacktladen „Ohne wenn und aber!“. Akteurinnen und Akteure diskutierten: Im Fokus stand das, was Stadt, Kulturszene und Pina Bausch Zentrum brauchen, um zukunftsfähig weiterzukommen: Bündelung von Kräften und Wissen, Kooperationen auf Augenhöhe mit der Verwaltung, Agilität, Suffizienz, auch Verweigerung, neue Arbeitsweisen, Offenheit, Transparenz und vor allem eine gemeinsame Melodie.

Mit einer Melodie, die für ein gemeinsam getragenes Vorhaben steht, könnte auch das entstehende Pina Bausch Zentrum als Pilot markante Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung setzen, ob im Bau, Betriebsökologie, Arbeitsstruktur, Kommunikation oder eben über die Kunst: Die vitalisierenden Tanz- und Musikerfahrungen auf dem Festival haben das spürbar vermittelt. Und weiter: Auch mit der Buga31 lässt sich eine gemeinsame Melodie entwickeln und die Stadt weitergestalten, nachhaltig, mit Tiefgang und zukunftsweisend. Mit dem Jour fixe „Kunst trifft Buga“ am 16. Mai um 19.30 Uhr im Insel e.V./Café Ada wollen wir uns dazu austauschen.

So paradox es daher kommt: Im anstehenden Buga-Bürgerentscheid steht das Nein für das Ja, für die gemeinsame Melodie, wie Kollege Graeff es vor seinem „Los, los“ markant formuliert: „Ein Nein für ein Ja ist ein was denn sonst für ein sollen wirs wagen“, ein „Trauen gegens Zaudern ist ein Zustimmen zugunsten der Zukunft“!