Soziales Eine Wuppertalerin will in Kolumbien jonglieren
Die Wuppertalerin Emma Lindemann (18) will nach der Schule benachteiligten Kindern im Ausland helfen - unter anderem mit einem Zirkusprojekt.
Wuppertal. Noch vor wenigen Wochen drückte sie die Schulbank des Gymnasiums am Kothen, nun geht es für Emma Lindemann einmal quer über den Globus nach Kolumbien. Dort wird die 18-jährige Abiturientin 13 Monate lang Kinder und Jugendliche aus armen Verhältnissen in verschiedenen kulturellen Projekten unterstützen. „Ein bisschen aufgeregt bin ich allerdings schon“, gibt sie zu. „Aber es fühlt sich noch nicht so ganz real an, das wir erst kommen, wenn ich dort bin.“
Die Idee sei in ihr vor etwa einem Jahr herangereift, erinnert sie sich. Sie habe überlegt, ins Ausland zu gehen und sei dann auf den Freiwilligendienst „Weltwärts“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gestoßen. „Ich wollte auf jeden Fall eine neue Kultur kennen lernen und ein bisschen von der Welt sehen, außerdem arbeite ich gerne mit Menschen, vor allem mit Kindern“, sagt sie.
Lateinamerika habe sie dann vor allem gereizt, weil sich dort die Möglichkeit biete, Spanisch zu lernen. Eigentlich sollte es für Emma Lindemann nach Nicaragua gehen. Doch wegen politischer Unruhen sei sie kurzfristig neu eingeteilt worden. „Welches Land es genau ist, ist für mich nicht so wichtig. Hauptsache, es ist Lateinamerika“, sagt sie gelassen.
In den vergangenen drei Wochen hat sie in einem Vorbereitungsseminar schon einiges gelernt — „übers Land und wie man pädagogisch mit Kindern umgeht“. Hinzu kamen ein Anti-Rassismus-Training und ein Empowerment für Frauen. Außerdem konnte sie die anderen Freiwilligen schon kennenlernen, darunter auch die drei Jungs, mit denen sie vor Ort in eine WG ziehen wird. Zunächst geht es aber erstmal drei Wochen in eine Gastfamilie. „Da können wir die Sprache besser lernen und uns schon von unseren Vorgängern schon mal langsam in unsere Projekte einarbeiten lassen“, sagt Emma Lindemann.
In welchen Projekten sie vor Ort mitarbeiten wird, weiß sie noch nicht genau. Auf jeden Fall sollen Zirkus, Theater und Sprachunterricht dabei sein. Ein Zirkusprojekt auf jeden Fall, weil sie schon in der Zirkus-AG ihrer Schule jonglieren gelernt hat — und diese Fertigkeit gerne an Kinder weitergehen möchte. Zwei bis drei weitere Projekte werde sie sich vor Ort anschauen und dann entscheiden. „Vielleicht helfe ich noch in der Musikklasse einer Behinderteneinrichtung.“
Nebenbei muss die 18-Jährige Spenden sammeln. Denn 75 Prozent des Freiwilligendienstes bezahlt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 25 Prozent kommen aus dem Unterstützerkreis der Teilnehmer, der durch organisiert durch Nichtregierungsorganisationen organisiert wird. Ihre Organisation sei die Weltweite Initiative für soziales Engagement, sagt Emma. Rund 3500 Euro versucht sie darüber zusammenzubekommen.
Für ihre Zeit in Kolumbien hat Emma Lindemann vor allem als Ziel, viel mit den Menschen vor Ort zu kommunizieren. Mit einem Kolumbianer, der vor Ort in Projekten arbeitet, steht sie schon online in Kontakt. Sie möchte den Lebensstil in Kolumbien erkunden, von den Menschen vor Ort lernen. „Und vielleicht kann ich denen von kleines bisschen von mir mitgeben“, sagt Emma Lindemann. „Wenn ein Kind lächelt, weil ich ihm etwas beigebracht habe, dann reicht mir das schon.“
Den Freiwilligendienst machen zu können, sei „ein großes Geschenk“. Emma Lindemann hofft, ihre Komfortzone zu erweitern. Es könne viel darüber gesprochen werden, wie arm und schlimm die Verhältnisse in manchen anderen Ländern seien. Die Schülerin sagt: „Aber wenn man es nicht gesehen hat, kann man schlecht darüber reden.“