Betreuung Eltern beklagen Intransparenz bei Kita-Plätzen

Cronenberg. · Kritisiert wird vor allem die Vergabepraxis der Stadt. Die sagt, dass sie dem Bedarf trotz Ausbaubemühungen nicht gerecht wird.

In den vergangenen Jahren wurden vor allem neue U3-Plätze geschaffen.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Viele Eltern mit kleinen Kindern treibt in diesen Wochen das Thema um „Bekomme ich einen Kita-Platz?“. Das ist in einer Stadt wie Wuppertal, in der es zu wenige Kita-Plätze gibt, ein Dauerthema. Von der Betreuung des Kindes hängt schließlich häufig ab, ob beide Elternteile arbeiten gehen können. In einem Leserbrief an die WZ beklagen sich Eltern aus dem Stadtteil Cronenberg über die intransparente Vergabepraxis der Stadt. „Fakt ist: Es gibt zu wenige Kita-Plätze in Wuppertal. Aber warum werden die wenigen Kita-Plätze in so nicht nachvollziehbarer Art und Weise vergeben?“, heißt es in dem Leserbrief.

„Wir haben in Wuppertal zu wenige Plätze“, sagt Michael Neumann, Stadtbetriebsleiter Tageseinrichtungen. 1000 Plätze. Das ist die Zahl, die im Zusammenhang mit fehlenden Kita-Plätzen in Wuppertal seit Jahren genannt wird. Als 2013 der Rechtsanspruch auf Betreuung von Kindern ab einem Jahr in Kraft trat, wurde eine städtische Kommission gebildet, die damals errechnete, dass 1000 neue Kita-Plätze gebraucht werden. „Inzwischen haben wir mehr als 3000 neue Plätze geschaffen und haben trotzdem ein Defizit“, sagt Neumann. Als Gründe nennt er Zuzüge sowie einen Anstieg der Geburtenrate.

„Alle Ausbaubemühungen haben nicht dazu geführt, dass alle Kinder einen Kitaplatz bekommen“, sagt Michael Neumann. Die Vergabe der Plätze wurde im vergangenen Jahr neu geregelt. Sie gelten ab dem Kitajahr 2020/21. Anlass ist ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster, vor dem Eltern geklagt hatten. Danach müssen Jugendämter Eltern gegenüber nachweisen, dass sie die Plätze nach „sachgerechten Entscheidungskriterien“ vergeben. „Daran halten wir uns im eigenen Interesse. Vor Gericht müssten wir nachweisen, warum ein Kind keinen Platz bekommen hat“, sagt Neumann. Die Richtlinie ist auf der Homepage der Stadt einsehbar.

Initiative kritisiert fehlende Transparenz bei der Vergabe

In dem Leserbrief wird vermutet, dass Kinder unter drei Jahren bevorzugt behandelt werden: „Die meisten Plätze werden an zweijährige Kinder vergeben. Daher sollten auch diejenigen, die ihr Kind eigentlich erst gerne mit drei Jahren in eine Kita bringen wollen, schon ein Jahr vorher anmelden, um überhaupt eine Chance zu haben.“ Michael Neumann sagt dazu: „In den vergangenen Jahren sind aufgrund des Rechtsanspruches mehr Plätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen worden.“ In manchen Kitas müsste auch eine bestimmte Anzahl von U3-Plätzen vorgehalten werden, weil sie mit Mitteln des Landes NRW gefördert wurden, die diese Auflage vorgegeben haben. Bei den Kita-Plätzen für Kinder ab drei Jahren habe Wuppertal eine 100 Prozent-Quote. „Da sind aber auch Kitas drin, die noch nicht in Betrieb sind“, sagt Neumann.

Stadtweit gibt es insgesamt 10 471 Kita-Plätze, 634 befinden sich davon in Cronenberg. Die Mehrzahl der Plätze wird an Kinder über drei Jahren vergeben (503), für Kinder unter drei Jahren gibt es 131 Plätze. Wie viele im kommenden Kitajahr frei werden, kann Michael Neumann nicht beantworten. Auch wie viele Anmeldungen es in Cronenberg gibt, ist unklar. „Die Eltern melden sich bei den städtischen Einrichtungen an und geben drei Wunschkitas an“, so Neumann. Zusätzlich könnten sie sich bei zig freien Trägern um einen Platz bewerben. „Wäre ein zentrales, digitales Anmeldesystem nicht einfacher und transparenter?“, fragen die Familien aus Cronenberg im Leserbrief. Ein elektronisches Anmeldesystem für städtische Kitas und Kitas von freien Trägern sowie Tagespflegepersonen werde in absehbarer Zeit eingeführt. „Das ersetzt aber nur den Papierbogen für die Anmeldung“, sagt Neumann. Über die Vergabe der Kita-Plätze entscheide weiterhin der jeweilige Träger.

Das eigentliche Problem ist, dass es weiterhin zu wenige Plätze gibt. „Alle Plätze, die es in Wuppertal gibt, sind vergeben“, so Neumann. Das Ausbauprogramm gehe weiter, sowohl in den Kitas als auch in der Kindertagespflege. Ob das für die betroffenen Familien ein Trost ist, darf bezweifelt werden.