Kinderbetreuung 200 Kitas öffnen ihre Türen für Kinder und Eltern
Wuppertal · Besucher konnten sich die Einrichtungen anschauen und ihren Nachwuchs anmelden. Aber sichere Plätze gibt es für viele von ihnen deswegen nicht.
Auf dem Fußboden der städtischen Kita am Oberdörnen 108 ist viel los. Kinder unter drei Jahren haben die Duplosteine ausgebreitet, Spielzeugautos und Tiere verstreut. Und spielen. Wie der Laie sagt. Die Fachleute - wie Sozialdezernent Stefan Kühn, Stadtbetriebsleiter Tageseinrichtungen Michael Neumann, seine Stellvertreterin Sandra Groß und die Leiterin der Tageseinrichtung, Kathrin Altenkirch – sprechen davon, dass die Kinder sich die Welt aneignen, die Wirklichkeit nachstellen oder lernen. Den Kindern sind die Begriffe herzlich egal. Sie bewegen sich mit und zwischen den Spielzeugen, agieren umeinander herum und miteinander. Die Eltern lassen sich währenddessen beraten und melden den Nachwuchs an.
Denn die Stadt hatte, wie auch die anderen Träger von Tageseinrichtungen, zum Tag der offenen Tür geladen. Rund 200 Kindertagesstätten haben am Donnerstagnachmittag von 14 bis 16 Uhr die Türen geöffnet, um Eltern die Chance zu geben, sich anzusehen, wo sie ihre Kinder betreuen lassen können. Denn wer seine Kinder in die Betreuung und damit in fremde Hände geben will oder muss, der will natürlich auch sehen, wohin und zu wem er seine Kinder gibt.
Für die Eltern eine gute Chance, sich die Wunscheinrichtungen anzusehen. So auch für Houdou Yaya, der mit seiner Frau Bouraima Fati und den Kindern Madzid (9) und Imadidin (2) gekommen ist. Der Jüngste spielt am Boden, beschwert sich nicht und „will eigentlich nicht gehen“, sagt Yaya. Ein gutes Zeichen. Madzid geht auf die benachbarte Grundschule, für die Familie wäre es praktisch, wenn der Jüngere hier betreut würde.
Das sei der Vorteil der Einrichtung, sagt auch Kühn. Er nennt das den „kleinen Bildungscampus Oberdörnen“. Hier gibt es Kooperationen zwischen Kita und Schule und so würden Kinder, die von einer Bildungseinrichtung in die andere wechselten, die Wege und Umgebung schon kennen.
40 Plätze werden jedes Jahr frei, Anmeldungen gibt es aber mehr
Ob Yaya seinen Sohn hier aber unterbringen kann, ist unklar. Die Leiterin sagt – allgemein, nicht auf dessen Sohn bezogen – dass am Ende des Tages sicher zwanzig Anmeldungen dazugekommen sein werden – zu den Wartelisten für kommendes und das folgende Jahr. Jährlich seien etwa 40 Plätze zu vergeben. Die Anmeldungen überstiegen das Angebot.
Der Stadt fehlen insgesamt rund 1000 Betreuungsplätze. Also eigentlich den Eltern. Das kann zum Problem werden und zum Stressfaktor. Michael Lange und seine Frau Andreea merken das gerade. Sie sind aus Erkrath hergezogen und suchen einen Betreuungsplatz für Maximilian, der bald zwei Jahre alt wird. Hier hätten sie Wohnraum für eine große Familie gefunden – jetzt aber keine Betreuung, erzählt er. In einer anderen Kita habe man ihnen bereits gesagt, dass die Chance, einen Platz zu bekommen, gering sei.
Am Oberdörnen habe einen guten Eindruck von der Kita. Der Bau sei zwar älter, aber man bemühe sich hier in Sachen Einrichtung, sei den Kindern zugewandt. Er könne sich vorstellen, Maximilian hier betreuen zu lassen.
Seit Jahren fehlen jedes Jahr 1000 Betreuungsplätze
Die Stadt weiß um die fehlenden Plätze und arbeitet dagegen. Seit Jahren bleibt es aber trotz vieler neuer Einrichtungen und Betreuungsplätze bei einem Defizit von rund 1000 Plätzen. Weil es mehr Kinder gibt, mehr Zuzüge, mehr Betreuungsbedarf. Die Stadt hat zuletzt vier neue Kitas eröffnet – an der Rudolfstraße, der Kleestraße, der Staubenthaler und der Hatzfelder Straße – hat aber jeweils nicht alle sechs geplanten Gruppen eröffnen können, weil Personal fehlt. Die Stadt plant weitere Kitas an der Bromberger Straße, der Dahler Straße, der Baumstraße, der Ahrstraße – die teils schon im Bau sind.
Auch fehlen Erzieherinnen – rund 15 sind es im laufenden Betrieb, plus solche für die geplanten Gruppen und Kitas. Aber Neumann betont: „Wir führen jede Woche Gespräche und stellen fast jede Woche ein“. Zuletzt wurden 45 neue Auszubildende eingestellt und etwa 70 ausgelernte Erzieherinnen. „Wir haben einen großen Sprung nach vorne gemacht“, sagt er. Kühn sagt, er hoffe auf mehr Kitas in der Stadt, vor allem von freien Trägern. Im Sinne der Trägervielfalt. Aktuell sind etwa die Hälfte der Plätze städtisch.
Darüber hinaus verweist Kühn aber neben den organisatorischen Rahmenbedingungen auf das Kerngeschäft der Einrichtungen – die Pädagogik. Die Kita sei immerhin die erste Bildungseinrichtung. Und die Kitas sorgten für einen ganzheitlichen Bildungsprozess – also vielfältige, zusammenhängende Möglichkeiten und Förderung im Sozialen, bei Bewegung, Sprache und Kreativität. Für die rund 10 200 Kinder, die in Wuppertal betreut werden, ist das das Entscheidende.