Analyse Entlang der Talachse brauchen die meisten Familien Hilfe

Wuppertal · Sozialdatenatlas der Stadt zeigt, in welchen Quartieren es Handlungsbedarf gibt.

 Die Karte macht deutlich, dass entlang der Talachse am meisten, in den Randlagen dagegen kaum bis gar kein Handlungsbedarf besteht. Einzige Ausnahme bildet das Quartier Rehsiepen.

Die Karte macht deutlich, dass entlang der Talachse am meisten, in den Randlagen dagegen kaum bis gar kein Handlungsbedarf besteht. Einzige Ausnahme bildet das Quartier Rehsiepen.

Foto: Stadt Wuppertal

Dem britischen Politiker Winston Churchill wird – wohl fälschlicherweise – das Zitat zugeschrieben: „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“ Neben einer kritischen Grundeinstellung gegenüber der Aussagekraft von Daten sollte bei der Erhebung derselben aber auch Augenmaß bewiesen werden. Zu viele Infos können bei der Auswertung des Datenmaterials nämlich für Konfusion sorgen. Um dies zu vermeiden, setze auch der jetzt neu aufgelegte Sozialdatenatlas der Stadt auf das Prinzip „Reduktion von Komplexität“, sagt der städtische Sozialdezernent Stefan Kühn. Der Sozialdatenatlas soll mit Hilfe einer Handvoll Indikatoren einen schnellen Überblick über die Notwendigkeit für soziale und pädagogischen Hilfe in den Stadtteilen bieten.

Für Kühn ist der 2009 erstmals aufgelegte Sozialdatenatlas ein „Kompass und Integrationshelfer“. Er dient der Bewertung der sozialen Situation in den Quartieren der Stadt und ist eine Grundlage für politische Entscheidungen und Strategien etwa in der Jugendhilfeplanung, der Schulentwicklung oder der Auswahl von Quartieren mit besonderem Handlungsbedarf. Dabei wird anhand von Indikatoren wie materieller Armut, Integrationsbedarf und räumlicher Verdichtung (Mehrfamilienkomplexe oder Einzelhausstandorte) der jeweilige Stadtteil bewertet und mit Daten zu Hartz-IV-Bezug, Zuwanderungsquote und Einwohnerdichte abgeglichen.

Insgesamt 69 Quartiere werden auf diese Weise bewertet. Es gibt eine Skala von A bis D, wobei A für „hoher Handlungsbedarf“, B für „Handlungsbedarf“, C für „Handlungsbedarf abwägen“ und D für „kein Handlungsbedarf“ stehen. Daraus werden zwei Karten ermittelt, die von grün (Kategorie D) bis rot (Kategorie A) reichen. In Form einer geographischen Karte im Maßstab von 1:100 000 wird das Ganze dann anschaulich gemacht – zum einen, was den Handlungsbedarf für die Bewohner in den Quartieren allgemein anbelangt, zum anderen, was Maßnahmen der Kinder- und Jugendarbeit betrifft.

Neue Bewertung bei
der Zuwanderungsquote

Rot präsentieren sich dabei vor allem Quartiere entlang der Talachse – etwa die Friedrich-Engels-Allee, die Nordstadt oder Oberbarmen-Schwarzbach. Die – geographisch betrachtet – randständigen Stadtteile schneiden zumeist besser ab – einzige Ausnahme ist das Quartier Rehsiepen in Ronsdorf, das einen hohen Anteil an Zuwanderern verzeichnet. Das Quartier rückte in beiden Statistiken – bei Maßnahmen für die Bevölkerung sowie Kinder und Jugendliche – in die Kategorie B („Handlungsbedarf“) auf.

Bei der Zuwanderungsquote wurde übrigens eine neue Bewertung zugrunde gelegt, erklärt der Sozialdezernent. Hier soll künftig stärker berücksichtigt werden, seit wann die Migranten in Wuppertal leben. „Neu zugewanderte Menschen haben einen höheren Unterstützungsbedarf als jene Zuwanderer, die schon länger hier leben“, sagt Kühn. Als Folge weist der Sozialdatenatlas bei der Frage der Unterstützung der Bevölkerung zwei Quartiere mit einem gegenüber 2016 gestiegenen Handlungsbedarf aus: Die Quartiere Jessinghauser Straße und Erbschlö/Linde rückten von D auf C, bei ihnen muss also der Handlungsbedarf abgewogen werden.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es bei 41 Quartieren keinen Handlungsbedarf gibt. Diese Quartiere waren auch 2016 mit der Kategorie D eingeschätzt worden. Grundsätzlich sei die Entwicklung der Stadt aus sozialpolitischer Sicht denn auch „eher stabil“, betont Kühn.

Allerdings räumt der Sozialdezernent ein, dass die jetzt präsentierten Daten nicht mehr ganz aktuell sind und aus dem Jahr 2018 stammen. Aufgrund eines personellen Engpasses in der Jugendhilfeplanung konnten die Daten nicht so erhoben werden, wie ursprünglich geplant war. Ziel sei es deshalb, im kommenden Jahr einen aktualisierten Sozialdatenatlas vorzulegen, der auf den Daten dieses Jahres fußt.