Wuppertal Erste Konferenz für Elberfeld: „Eine Mammutaufgabe“

120 Wuppertaler kamen zum ersten Treffen am Dienstagabend. Es soll einen jahrelangen Veränderungsprozess für den Stadtteil einleiten.

Wuppertal: Erste Konferenz für Elberfeld: „Eine Mammutaufgabe“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Orangefarbene Punkte, weiße Fähnchen, bunte Fotos — zum Publikumsauftakt der „Qualitätsoffensive Innenstadt Elberfeld“ heften viele Bürger ihre Anregungen, Wünsche und Kritikpunkte auf Karten und an Stellwände. Rund 120 Menschen beteiligen sich an diesem Dienstagabend im ehemaligen Rathaus an der ersten Innenstadt-Konferenz, mit der ein jahrelanger Veränderungsprozess in Elberfeld initiiert werden soll. Zwei Stunden lang diskutieren sie über die Situation in der Innenstadt, machen eine Bestandsaufnahme und werfen einen Blick auf die Herausforderungen.

Wuppertal: Erste Konferenz für Elberfeld: „Eine Mammutaufgabe“
Foto: Andreas Fischer

Moderiert wird der Abend von Klaus Overmeyer vom Urban Catalyst Studio aus Berlin, einem Team von Stadtplanern, Architekten und Stadtforschern. Overmeyer kennt Wuppertal zudem aus seinem akademischen Umfeld, ist er doch auch Professor an der Bergischen Uni. Zudem weiß er um die Größe der Aufgabe: „Heute geht’s los. Die Erwartungen sind enorm.“ Gemeinsam mit der Stadtverwaltung, dem Institut für Raumforschung und Immobilienwirtschaft in Dortmund und Zebralog, der Agentur für crossmediale Bürgerbeteiligung aus Bonn, sollen die Pläne umgesetzt werden.

Wuppertal: Erste Konferenz für Elberfeld: „Eine Mammutaufgabe“
Foto: Andreas Fischer

Am Anfang steht der Dialog, am Ende soll ein Maßnahmenkatalog vorliegen, der konkrete Schritte zur Verschönerung der Elberfelder Innenstadt definiert. Nicht trotz, sondern gerade wegen der Großbaustelle am Döppersberg sei dieses Projekt so wichtig. „Wir müssen über die gesamte Innenstadt sprechen“, sagt Oberbürgermeister Andreas Mucke, der sich aus seiner Zeit als Quartierentwickler mit dem Thema auskennt. Es dürfe „keine Sogwirkung Richtung Döppersberg“ entstehen. Diskutiert und hinterfragt werden müssten Verkehrswege, Wohnen, Einzelhandel oder die Entwicklung der Stadträume. Das sei eine „Mammutaufgabe“.

Kein Wunder also, dass das Projekt auf Jahre angelegt ist. Bis 2021 soll es inklusive Umsetzung dauern. Urban-Catalyst-Vertreterin Janin Walter wirft per Beamer einen „Prozessplan“ an die Wand, der in Schlangenlinien zwischen Planung, Dialog und Produkten hin- und herfährt. Vier Innenstadtkonferenzen, mehrere Werkstätten und auch ein Online-Dialog sind geplant. Der Stand des Projekts soll fortlaufend unter www.unser-elberfeld.de nachzulesen sein. Auch eine öffentliche Basisstation ist geplant, an der Bürger Anregungen abgeben können.

Einige der Anwesenden äußern Zweifel, ob die Konzepte wirklich umgesetzt werden. OB Mucke versucht, zu beruhigen: In der mittelfristigen Etatplanung stünden über die Jahre rund 10,5 Millionen Euro zur Unterstützung der Qualitätsoffensive bereit, davon sind etwa 8,3 Millionen Euro Zuweisungen vom Land. Das Geld ist auch nach Ansicht von Baudezernent Frank Meyer gut investiert, verkauft sich Elberfeld derzeit „unter Wert“. Mit der Qualitätsoffensive könne eine „Blaupause“ gefunden werden, von der andere Stadtteile profitierten.

In „diskursiven Ortserkundungen“ durch Elberfeld haben die Projektpartner schon zahlreiche Impressionen gewonnen - Professor Overmeyer gibt einen Eindruck davon, indem er mehrere Foto-Aufnahmen an die Wand wirft. Elberfeld präsentiere sich heterogen und habe eine enorme Vielfältigkeit, sagt er. Das ist als Lob gemeint, zeigt aber auch die Größe der Herausforderung. Ein Gang durch die Stadt gleiche einem Blick in eine Waschmaschine, in Elberfeld gebe es unterschiedliche Linien. Es existierten keine einheitlichen Baustile, keine homogene Architektursprache.

Recht heterogen fallen auch die Wünsche und Anregungen aus, die die Teilnehmer der Innenstadt-Konferenz in vier verschiedenen Gruppen zusammentragen: Der eine wünscht sich ein Redepult in der Innenstadt, der andere mehr inhabergeführte Geschäfte, der nächste will Autos aus der Innenstadt verbannen, auch der Abriss kompletter Gebäude wird ins Spiel gebracht.

Moderator Overmeyer zeigt sich über die engagierte Mitarbeit der Besucher sehr erfreut. „Das war eine prima Sache“, sagt er. Als nächstes soll nun im September die Basisstation eröffnet werden, im Oktober oder November folgen Werkstätten zum Thema.