„Es gibt nichts, was wir nicht finden“
Das neue Wupper-Putz-Team hat seine Arbeit aufgenommen. Immer wieder finden die Helfer auch ungewöhnliche Dinge — wie eine geladene und ungesicherte Schusswaffe.
Oberbarmen. Hier ein zerknüllter Pappbecher, dort Glasscherben, dahinter ein zerbrochenes Kinderspielzeug. Auf der Wupperwiese an der Rosenau blitzt der Müll überall zwischen Gras und Sträuchern auf. Sven Gerhardt und Aboubakr Tazi sammeln geduldig ein Stück nach dem anderen in ihre Säcke. Sie gehören zum neuen Wupper-Putz-Team, das am Dienstag nach Ostern die Arbeit aufgenommen hat.
„Es gibt nichts, was wir nicht finden: Möbelreste, Einkaufswagen — alles ist dabei“, erzählt Sven Gerhardt. An unzugänglichen Stellen sammelt sich der Abfall oft über einen längeren Zeitraum. Da die Wupper derzeit Hochwasser führt, schwemmt sie zusätzlichen Müll an. Beliebte Aufenthaltsorte wie die Wiesen an der Rosenau oder das Islandufer werden vor allem bei schönem Wetter schnell von Besuchern verdreckt. Obwohl überall Mülleimer stehen, lassen viele Menschen Essensreste oder Kronkorken einfach fallen.
Andere Passanten freuen sich über die Arbeit des Wupper- Putz-Teams: „Manche bedanken sich bei uns — wir bekommen viel positives Feedback“, sagt Aboubakr Tazi.
Das Wupper-Putz-Team ist ein Modellprojekt zur beruflichen Erprobung und Qualifizierung. Sieben Männer und Frauen sollen ein Jahr lang dafür sorgen, dass Touristen und Einheimische von der Schwebebahn aus einen guten Eindruck von Wuppertal bekommen. „Die Wupper ist das Wahrzeichen der Stadt und von der Schwebebahn aus sieht man leider häufig Dreck an der Wupper“, begründet Julia Deppe von der Straßenreinigung (ESW) die Aktion. Ein Platz in dem Team ist derzeit noch frei. Das Jobcenter sucht die Teilnehmer dafür aus. Diese müssen körperlich fit sein, um an den Wupperufern herumklettern zu können.
Neben der praktischen Arbeit erhalten sie in drei Modulen eine berufliche Qualifizierung. Vier Wochen lang beschäftigt sich das Team mit Grünpflege und Garten- und Landschaftsbau. Die Teilnehmer lernen, wie und wann Sträucher und Bäume geschnitten werden, welche Pflanzen am Fluss wachsen und den Umgang mit Motorwerkzeugen wie der Kettensäge. Im zweiten Modul erhalten die Teilnehmer Grundwissen über die Abfallwirtschaft und den Klimaschutz. Arbeitsschutz, Arbeitsorganisation und Gesundheit sind Themen des dritten Moduls.
„Im vergangenen Jahr wurden fünf von sechs Teilnehmern anschließend in ein festes Beschäftigungsverhältnis übernommen“, sagt Julia Deppe erfreut. „Das letzte Team war richtig toll, eine gute Gemeinschaft“, lobt auch Oliver Wichelhaus, Einsatzplaner beim ESW. Er wundert sich, weshalb die Männer — diesmal ist auch eine Frau dabei — keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt bekommen haben. Die Team-Mitglieder vor Ort wirken freundlich und zupackend, sprechen muttersprachliches Deutsch.
Von Beyenburg bis zur Kohlfuhrt reicht das Einsatzgebiet des Wupper-Putz-Teams. Der Schwerpunkt liegt jedoch in den Stadtzentren. „Wir wollen auch ein Banner aufstellen am jeweiligen Arbeitsort, damit die Wuppertaler die Arbeit unseres Teams wahrnehmen“, erklärt Julia Deppe. Selbst bei Regen sind die Mitarbeiter in den neongelben Schutzanzügen unterwegs. Eine große Rolle spielt derzeit auch die Beseitigung des gefährlichen Riesen-Bärenklaus, bevor dieser blüht. Er ist hochgiftig, deshalb muss das Team dafür Ganzkörperanzüge mit Helm tragen. Und immer wieder finden die Helfer ungewöhnliche Gegenstände an der Wupper: Tresore, Flachbildschirme und einmal sogar eine geladene, ungesicherte Schusswaffe. „Da haben wir erst einmal die Polizei geholt“, sagt Wichelhaus.