Fastenzeit Sieben Wochen mit Mehrwert
Die 40-tägige Fastenzeit hat begonnen. In Wuppertal gibt es an vielen Stellen Unterstützung.
Ob mit oder ohne religiösen Hintergrund. Mit dem Ende der Karnevalszeit beginnt die alljährliche 40-tägige Fastenzeit. Hilfe beim Verzicht-üben bieten dabei die Kirchengemeinden – aber nicht nur. Ein Überblick.
„Sieben Wochen plus“ hat sich die evangelische Gemeinde in Vohwinkel, in Anlehnung an das deutschlandweite Fastenmotto der evangelischen Kirchen „Sieben Wochen ohne“, für die Zeit bis Ostern auf die Fahnen geschrieben. „Wir wollten stärker den Mehrwert der Zeit betonen“, erklärt Gemeindepfarrer Frank Beyer. Wie schon in der Vergangenheit wird in Vohwinkel nicht allein gefastet, sondern als Gruppe. Die sei in Zeiten des Verzichts wichtig, „um mit Frustrationserlebnissen umzugehen“, berichtet Beyer. Zwischen 15 und 20 Personen kämen jedes Jahr in der Gruppe zusammen. Die Art des Fastens unterscheidet sich dabei von Person zu Person. „Der Verzicht ist das Gemeinsame“, so Beyer. „Es werden viele dabei sein, die auf Alkohol verzichten, auf Süßigkeiten oder auf Fernsehen.“ An insgesamt drei Abenden treffen sich die Gemeindemitglieder und beschließen die gemeinsame Zeit mit einem Gottesdienst.
Dass jede Gemeinde anders mit der Fastenzeit umgehe, liege an den Strukturen der evangelischen Kirche, so Pfarrer Werner Jacken. Außer dem Verzicht solle eine Sache nicht zu kurz kommen, ergänzt Beyer: „In der Passionszeit Jesu spielt natürlich auch der spirituelle Aspekt eine große Rolle.“ Das klassische Fasten, in dem auf Nahrungszunahme verzichtet wird, spielt in der Gemeinde derweil keine große Rolle. „Heilfasten ist eher der Einzelfall, bei dem eine engere ärztliche Begleitung zu empfehlen ist“, so Beyer.
Heilfasten unter Anleitung
einer Heilpraktikerin
Gesundheitliche Begleitung beim Heilfasten möchte der Verein „Bewusst Leben – Bergischer Verein für Gesundheit und Natur“ leisten. Unter Anleitung zweier Heilpraktikerinnen wird – ebenfalls in einer Gruppe – für eine Woche gefastet. „In einer ersten Infoveranstaltung am 14. März wird es erstmal darum gehen, wer überhaupt heilfasten darf und welche Arten von Fasten es gibt“, erklärt Heilpraktikerin Simone Dahlmann-Buscher das Konzept. Auch praktische Fragen, wie zum Umgang mit Kopfschmerzen während des Fastens sollen geklärt werden. „Wir fasten insgesamt sieben Tage“, erklärt Dahlmann-Buscher. Nach einer zweitägigen „Einstiegsphase“ werde fünf Tage voll gefastet, also nur Flüssigkeit aufgenommen. „Am anschließenden Wochenende wird langsam wieder begonnen zu essen“, erklärt die Heilpraktikerin. Ausgeschlossen vom Fasten seien ernsthaft erkrankte Personen. „Für Menschen mit Zivilisationskrankheiten, Muskel- und Gelenkproblemen oder Fettwechselstörungen kann Heilfasten sehr hilfreich sein“, sagt Dahlmann-Buscher und fügt hinzu: „Die positive Wirkung konnte auch in Studien zum Beispiel der Charité Berlin nachgewiesen werden.“
Eine besondere Form des Fastens führt auch die katholische City-Kirche gemeinsam mit den Wuppertaler Stadtwerken durch. Für 40 Personen, die ihren Führerschein für die Fastenzeit abgeben, würde es im Gegenzug 40 Tickets 2000 zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs geben. Dass der Verzicht aufs Auto langfristig wirken kann, bestätigt auch der evangelische Kollege Beyer: „Ich habe fast komplett aufs Rad umgestellt.“
Zudem laden die katholischen Gemeinden Herz-Jesu und Laurentius wie in den vergangenen Jahren zu vierwöchigen Exerzitien, einer „jahrhundertelangen Tradition, um die Fastenzeit spirituell zu begleiten“, wie die Gemeinde schreibt.