Finkensterben in Vohwinkel: 60 tote Vögel in sechs Wochen

Starben die Tiere tatsächlich an einem Einzeller? Zum aktuellen Massensterben gibt es bislang offenbar keine verlässlichen Daten.

Vohwinkel. Es sind Szenen wie aus einem Öko-Thriller, die Monika Kötteritzsch in ihrer Siedlung an der Kurlandstraße in Vohwinkel erleben muss. Nahezu täglich sterben dort Grünfinken. 60 tote Vögel haben Monika Kötteritzsch und ihre Nachbarn in den vergangenen sechs Wochen gezählt: "Die Tiere verenden quasi vor unseren Augen", sagt die entsetzte Vohwinkelerin. Und: "Es ist einfach nur entsetzlich." Der Todeskampf der Tiere geht laut Naturschutzbund (NABU) auf einen Einzeller mit dem sperrigen Namen "Trichomona gallinea" zurück.

Schon im Sommer appellierte der NABU in Schleswig-Holstein an alle Vogelfreunde in Deutschland, vorübergehend auf das Aufstellen von Futterstellen und Vogeltränken im heimischen Garten oder auf dem Balkon zu verzichten. Der Grund: Jener ausschließlich für Vögel gefährliche Einzeller wird offenbar über gemeinsam benutzte Futter- und Wasserstellen übertragen. Zehntausende Wildvögel sollen in diesem Jahr bundesweit verendet sein.

Wuppertal war bislang allerdings ein weißer Fleck auf der Grünfinken-Landkarte. Beim staatlichen Veterinär- und Untersuchungsamt in Arnsberg sind seit Sommer jedenfalls kaum eine Handvoll toter Grünfinken aus Wuppertal eingeschickt, untersucht und als Opfer des tückischen Einzellers festgestellt worden. Dr. Martin Peters, Veterinär und Pathologe, zur WZ: "Für eine genau Analyse zur Todesursache brauchen wir die entsprechenden Kadaver." Denn ganz so eindeutig lässt sich das rätselhafte Grünfinken-Sterben in Vohwinkel und anderswo offenbar dann doch nicht erklären. So wurden laut Peters bei der Sezierung verendeter Grünfinken auch schon Darmparasiten und Salmonellen als Todesursachen festgestellt.

Und: Für jenen tückischen Einzeller "Trichomona gallinae" ist es eigentlich längst zu kalt. Der mit dem bloßen Auge nicht zu erkennende Einzeller bevorzugt zwar eine feuchte aber deutlich wärmere Umgebung. Für Wuppertal gibt es somit kaum gesicherte Daten.

Fakt ist: Sind die Vögel einmal infiziert, haben sie keine Chance mehr. Das zumindest musste Monika Kötteritzsch und viele ihrer Nachbarn in Vohwinkel hautnah miterleben: "Ich hätte so gerne geholfen. Aber ich konnte einfach nichts tun."