Mord im Kulturverein: Angeklagter bestreitet die Tat

Der Türke (41) will mit dem Mord an seinem Landmann vor fünf Jahren im „Tavla“ nichts zu tun gehabt haben.

Wuppertal. Im Justizzentrum herrscht am Montagmorgen Sicherheitsstufe 1. Nicht nur an der Schleuse am Eingang wird jeder Besucher kontrolliert, auch drinnen gehen die Sicherheits-Checks weiter. Der Saal 16 ist abgeriegelt. Es gibt einen Eingang für Prozessbeteiligte, einen für die Zuschauer. Die müssen nochmals durch eine Schleuse. Wer keinen Personalausweis dabei hat, kommt erst gar nicht rein.

Es ist der erste Prozesstag zum Mord im türkischen Kulturverein "Tavla" an der Paul-Humburg-Straße in Barmen. Am 23. September 2004 wurde dort ein 54 Jahre alter Türke erschossen. Seit gestern muss sich ein 41 Jahre alter Mann aus Duisburg wegen der Tat verantworten.

Die Anklage ist schnell verlesen. Die Staatsanwaltschaft geht von einem politischen Mord aus. Die Auftraggeber werden in Reihen der türkischen Partei TKP/ML vermutet. Die Gruppierung hat sich leninistisch-marxistisch-maoistischem Gedankengut verschrieben. Deren deutschen Gruppierungen werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Doch in Saal 16 des Justizzentrums geht es nicht um Politik, sondern um Mord. Und mit dem will der 41-Jährige nichts zu tun gehabt haben. Auf mehreren Seiten hat er aufgeschrieben, was er zum Tattag zu sagen hat. Sein Anwalt liest vor. Er habe den Mord nicht begangen, das stellt er gleich klar. Er sei von einem Freund - dabei handelt es sich um jenen türkisch-stämmigen Deutschen (32), den das Landgericht bereits im ersten "Tavla-Prozess" 2006 wegen Körperverletzung rechtskräftig verurteilt hatte - gebeten worden, einen Streit zu schlichten. Angeblich sei es dabei um den Preiskampf zwischen zwei Imbissbuden-Besitzern gegangen. Einem - es war das spätere Opfer - habe der 32-Jährige einen Denkzettel verpassen wollen.

Mit Stöcken bewaffnet sei man in die Teestube gegangen, wo der 32-Jährige sich dann sogleich auf den 54-Jährigen gestürzt und diesen geschlagen habe, so die Aussage des Angeklagten gestern. Er selbst habe einen anderen Mann in Schach gehalten, als er plötzlich einen Schuss vernommen habe. Angeblich habe der 32-Jährige ihm später gesagt, dass dies ein Unfall gewesen sei. Der Schuss habe sich gelöst, als die Waffe zu Boden gefallen sei. Dann seien beide geflüchtet.

Er sei das Opfer in der Sache, nicht der Täter, verliest der Anwalt. Der Verdacht sei auf ihn gelenkt und ein politischer Zusammenhang konstruiert worden. Denn: Seine Nähe zur TKP/ML habe er lediglich für seinen Asylantrag vorgetäuscht. Allerdings saß der 41-Jährige wegen des Verdachts illegaler Aktivitäten für die TKP/ML auch schon in Frankreich in U-Haft.

Der Prozess wird fortgesetzt. Geplant sind weitere 20 Verhandlungstage.