Friedhelm Runge denkt an den Rücktritt vom Rücktritt

Noch-Präsident sucht selbst einen neuen Vorstand.

Wuppertal. „Neue Vereinsstrukturen und ein Personalkonzept stehen bereit, es fehlt nur noch eine sechsstellige Summe“, heißt es seit Wochen beim Wuppertaler SV trotz intensiver Zukunftsgespräche und der Moderation des Oberbürgermeisters. Gut zwei Wochen vor der spätestmöglichen Abgabe der Regionalliga-Lizenz für die neue Saison meldet sich jetzt Präsident Friedhelm Runge zurück und schließt einen Rücktritt von dem zum 30. Juni angekündigten Rücktritt nicht mehr aus.

„Ich hab mich ein halbes Jahr komplett rausgehalten, sowohl im Finanz- als auch im Vorstandskonzept fehlt aber eine klare Aufteilung. In den nächsten Tagen werde ich jetzt selber versuchen, Gespräche zu führen, um zu sehen, ob ich einen Vorstand zusammenbekomme und finanzkräftige Leute, die bereit sind mitzuhelfen“, sagte er am Mittwoch der WZ. „Ich will den WSV nicht sterben lassen.“

Niemand sonst sei bereit, vom DFB verlangte Sicherheiten für einen drastisch abgespeckten Etat zu geben. Etwa 1,2 Millionen Euro, davon ohnehin zwei Drittel von Runge, hat der WSV bisher zusammen. „Wenn ich schon bezahle, will ich auch bestimmen“, sagte Runge, und ließ durchblicken, dass er nicht bereit sei, die neue mögliche Führungscrew — die Namen hab ihm Oberbürgermeister Peter Jung am Samstag genannt — bedingungslos zu unterstützen. Runge war von Jung gebeten worden, sein zugesagtes finanzielles Engagement zu erhöhen oder eine nötige Bürgschaft zu geben.

„Friedhelm schenke Hoffnung — bitte geh“, prangte am Dienstagabend beim Spiel des Wuppertaler SV gegen Trier auf einem Transparent im Fanblock auf der Gegengeraden. Auf dem Rasen spannten gleichzeitig gut 40 Fußballer der Jugendabteilung den herzlichen Hilferuf an den (Noch)-Präsidenten Friedhelm Runge auf, zu bleiben.

Die Transparente drücken das Spannungsfeld aus, in dem sich die zuletzt festgefahrene Zukunftsdebatte nur wenige Tage vor der Lizenzabgabe befindet: Es geht nicht mit Friedhelm Runge, es geht aber auch nicht ohne ihn. Runge selbst schien nur auf den Appell der Jugendlichen gewartet zu haben.

Beim Verwaltungsrat rennt er damit offenbar offene Türen ein. „Ich war immer für einen Verbleib von Friedhelm Runge, ich hatte allerdings eher an einen Ehrenvorsitz gedacht“, sagt etwa Michael Busch. Im Wirtschaftsrat, der die Zukunftsgespräche nach außen lenkte, ist die Euphorie über einen möglichen Neustart ohne den Patriarchen inzwischen bei vielen der Ansicht gewichen, dass es einen ganz harten Schnitt kaum geben könne. „Wir haben die Strukturen stehen, es fehlen aber ein, zwei größere Sponsoren, die bereit sind, finanziell etwas mehr zu tun“, sagt Dirk Sachsenröder.

Um die neuen Strukturen auch zu installieren, sei der Verwaltungsrat am Zug, der das einzige entscheidungsfähige Gremium beim WSV sei. Dort kann man sich aber auch vorstellen, statt einer Mitgliederversammlung zunächst eine Sondersitzung einzuberufen, um einen neuen Vorstand zu wählen — wenn Runge ein Team zusammenbekommt.

„Wir sind für jede gute Option offen, die den WSV weiterbringt“, sagte Verwaltungsratschef Christoph Strieder. Die Zeit bis zur Lizenzabgabe dränge.
Ob in einer Konstellation mit Runge bisherige Sponsoren wieder abspringen, darüber wollte Geschäftsführer Achim Weber nicht spekulieren. „Alle Gespräche, die ich geführt habe, gingen von seinem selbst angekündigten Rückzug aus“, sagte er nur.

Oberbürgermeister Peter Jung, dem die Wirkung von Runge als Reizfigur bewusst ist, ist in seinen Überlegungen schon weiter. „Ich glaube nicht, dass der WSV es in der Kürze der Zeit bis zur Lizenzabgabe noch schafft, andere Sponsoren zu finden. Was ich mir vorstellen kann, ist, dass diejenigen, die Verantwortung beim WSV übernehmen wollten, versuchen, Friedhelm Runge einzubeziehen“, sagte er der WZ. Damit meine er kein „Ja-Sager-Gremium“. Das bisherige Fazit aller bisherigen Gespräche sei aber: „Wenn Runge nicht mitspielt, ist der WSV sechstklassig.“