GäMSen klettern auf die große Bühne
Integrative Gruppe aus Wuppertal erhält in Berlin vom Bundespräsidenten den Hauptpreis des Wettbewerbs Sterne des Sports in Gold.
Mit dem Bundespräsidenten spricht man nicht alle Tage. „Und wenn er dich dann auch noch lobt und ermuntert, so weiterzumachen, dann ist das etwas ganz Besonderes.“ So hat es der Wuppertaler Peter Weigel am Mittwoch erlebt, und zwar auf der großen Bühne der BZ-Bank in Berlin, bei der Verleihung des Hauptpreises des vom Bundesverband der Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR) und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ausgelobten Integrationspreises „Sterne des Sports“. Frank Walter Steinmeier überreichte Weigel, dessen Frau Petra und dem bisherigen Sektionsvorsitzenden Professor Andreas Schlenkhoff in einer großen Gala stellvertretend für die integrative Klettergruppe GäMSen in der Sektion Wuppertal des Deutschen Alpenvereins den Hauptpreis — den großen Stern des Sports in Gold.
Die GäMSen haben sich 2013 gegründet und ermöglichen an Multipler Sklerose Erkrankten das Klettererlebnis. Unterstützt von ehrenamtlichen Helfern wurde zunächst nur in der Halle geklettert. Inzwischen gibt es auch regelmäßig Ausflüge zu Felsen in freier Natur, was angesichts vieler Rollstuhlfahrer in der Gruppe einen großen Aufwand bedeutet. Zudem hat der Verein ein Netzwerk aufgebaut, in dem sich Betroffene austauschen und Rat holen können.
„Besser kann man Inklusion nicht leben: Menschen mit und ohne Behinderung klettern gemeinsam, sichern sich gegenseitig, verlassen sich aufeinander und erfahren dabei nicht nur Glücksgefühle und große Zufriedenheit, sondern eröffnen sich wechselseitig völlig neue Horizonte“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann., der ebenfalls zu den Gästen der Siegergala gehörte.
In Berlin waren am Mittwoch die 16 Landessieger, sowie ein Sonderpreisträger zusammengekommen, unter denen eine Jury aus Sportlern, hohen Funktionären und Sportjournalisten die „GÄMSen als Gesamtsieger kürten.
Dass man weit vorne landen würde, hatte Weigel schon ein bisschen geahnt, nachdem Anfang Januar ein Kamerateam in der Kletterhalle Wupperwände im Rauental angerückt war, um die „GämSEn“ bei einem ihrer zweiwöchentlichen Klettertreffen zu filmen. Der Film wurde am Mittwoch gezeigt, nachdem die Top-Drei — darunter noch ein Kinder-Selbstverteidigungsprojekt aus Wiesbaden und ein Frauenlaufprojekt aus Leipzig — zum krönenden Schlussakkord auf die Bühne gerufen wurden.
Und dann kam der große Augenblick: Der Hauptpreis geht nach Wuppertal. Nachher musste Weigel Fernsehsendern und anderen Medien noch Interviews geben, schließlich findet der Preis bundesweit große Beachtung.
Von der Volksbank im Bergischen, über die die GäMSen zunächst in den Regionalwettbewerb eingestiegen waren, hatte Vorstandsmitglied Hardy Burbach die Reise der insgesamt 14-köpfigen Wuppertaler Delegation (davon elf Kletterer) mitgemacht. Alle wurden bei freier Kost und Logis im Hotel untergebracht. „Wir sind natürlich auch stolz, dieses Projekt begleiten zu dürfen“, sagte Burdach. Vor Jahren hatte es der SV Bayer mit einer damals noch revolutionären Integrationssportgruppe nach Berlin geschafft, damals allerdings nicht bis auf Treppchen.
Was man mit dem Preisgeld von 10 000 Euro anfangen wollen, konnte Peter Weigel gestern noch nicht sagen. „Ich bin überzeugt, wir finden da noch ein Projekt.“ Die 1500 Euro Gewinnsumme aus dem Regional- und die 2500 Euro aus dem Landeswettbewerb sind bereits für die Sommerfreizeit verplant, die die Gruppe mit Familien in die Ötztaler Alpen führen wird. „Höhenluft“ durfte er gestern schon mal in Berlin schnuppern. Dabei sei der Bundespräsident außerordentlich freundlich und fröhlich gewesen, so Weigel.