Platzbenennung Besondere Ehre für Hans-Dietrich Genscher
Der Platz vor dem Barmer Bahnhof trägt jetzt den Namen des früheren Außenministers. Viel FDP-Prominenz kam zur Einweihung.
Hans-Dietrich Genscher (1927-2016) ist für seine politischen Reiseaktivitäten berühmt gewesen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der frühere Vizekanzler und langjährige Außenminister jetzt in Wuppertal Namensgeber für einen Platz an einem Verkehrsknotenpunkt geworden ist. Seit Samstag firmiert das Areal vor dem Barmer Bahnhof als Hans-Dietrich-Genscher-Platz.
Zur Einweihung fand sich auf Einladung der FDP viel Parteiprominenz ein: neben dem stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten und Integrationsminister Joachim Stamp kamen unter anderem Klaus Kinkel (ehemaliger Außenminister), Burkhard Hirsch (ehemaliger NRW-Innenminister) sowie die Witwe Barbara Genscher.
Der Stadtrat hatte die Umbenennung des Platzes Anfang Juli auf Initiative der FDP beschlossen. Damit ehrt die Stadt Wuppertal jenes liberale Urgestein, das hier 33 Jahre lang – von 1965 bis 1998 – seinen Wahlkreis hatte. Zudem fiel das Datum der Einweihung vier Tage vor den Tag der Deutschen Einheit – ein Ereignis, an dem Genscher als damaliger Außenminister im Kabinett von Helmut Kohl entscheidenden Anteil hatte.
Die Redner erinnerten denn auch an den denkwürdigen Auftritt Genschers, als er im September 1989 den auf das Gelände der deutschen Botschaft in Prag geflüchteten DDR-Bürgern vom Balkon aus ihre Ausreise nach Westdeutschland verkündete.
Redner erinnern an
Friedens- und Europapolitik
Hans-Dietrich Genscher sei „ein Diplomat im besten Sinne“ gewesen, betonte Oberbürgermeister Andreas Mucke. Er sei als „Weltbürger und zugleich heimatverbunden“ aufgetreten. Der stellvertretende NRW-Ministerpräsident und FDP-Landesvorsitzende Stamp berichtete, dass es nicht zuletzt die Friedenspolitik von Genscher gewesen sei, die ihn im Alter von 17 Jahren zur FDP gebracht habe. Hans-Dietrich Genscher sei eine „herausragende Persönlichkeit“ für ein vereintes Europa gewesen. Zugleich erinnerte Stamp an einen wichtigen Satz seines politischen Vorbildes, der gerade jetzt große Aktualität habe: „Unsere Zukunft ist Europa. Eine andere haben wir nicht!“
Dass es um die Zukunft Europas und die Entwicklung in der Weltpolitik schon einmal besser bestellt war, das konnte auch der Ex-Außenminister und frühere FDP-Parteichef Klaus Kinkel nicht verhehlen. In seiner Ansprache im Barmer Bahnhof zeigte er sich mit Blick auf die aktuelle politische Situation „besorgt“. Die Welt scheine „aus den Fugen geraten“ zu sein, viele Konstanten, die früher in der Politik gegolten hätten, seien ins Rutschen geraten.
Im Namen des Geehrten sprach Barbara Genscher ihren Dank aus. Sie berichtete, dass sie mehrmals das „Damenprogramm“ in der Stadt absolvierte, wenn ihr Mann zu politischen Terminen in Wuppertal war. Einmal immerhin sei es ihr gelungen, ihrem Gatten eine Schlagzeile zu stehlen. So hatte sie bei einer Karnevalsveranstaltung in Wuppertal eine Rede gehalten und war anschließend in der Zeitung als „Star in der Bütt“ bezeichnet worden. Der Auftritt damals sei ein seltener Moment für sie gewesen: „Mein Mann musste mir zuhören – und nicht umgekehrt.“