Bericht der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege Gewalt in Kliniken nimmt auch in Wuppertal zu

Wuppertal · Gründe sind unter anderem Drogen wie Alkohol, aber auch Unzufriedenheit über die Behandlung.

Ein Plakat mit der Aufschrift „Bei Gewalt hört für uns der Spaß auf“ in einer Notaufnahme.

Foto: Daniel Karmann

Die Gewalt gegen Mitarbeiter in Krankenhäusern nimmt zu. Das zeigt unter anderem ein Bericht der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Grundlage des Berichts sind meldepflichtige Arbeitsunfälle, die zu mehr als drei Tagen Arbeitsunfähigkeit geführt haben. Darunter fallen auch verbale und körperliche Gewaltvorfälle. Demnach gab es von 2018 bis 2022 rund 26 000 Vorfälle, jährlich sind es circa 5300. 14 Prozent davon geschehen in Krankenhäusern. Zum Vergleich: 2015 waren es 4500 Vorfälle.

Auch in Wuppertal kommt es immer wieder zu Vorfällen. „Bei uns am Helios Universitätsklinikum Wuppertal gibt es immer wieder Patientinnen, Patienten und Angehörige, die beleidigend oder aggressiv gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auftreten“, erklärt Helios-Sprecherin Marie Weidauer auf WZ-Anfrage. Konkrete Zahlen könne sie nicht nennen. Die Klinik treffe unterschiedliche Maßnahmen zur Prävention. So befinde man sich gerade in der Vorbereitung für Deeskalationstrainings. „Sollte es zu Situationen kommen, die auf kommunikativer Ebene allein nicht gelöst werden können, gibt es systematische Meldewege. Wir bieten betroffenen Mitarbeitenden zudem psychologische Gespräche an“, so Marie Weidauer.

„Auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen sich leider immer häufiger Aggressionen ausgesetzt“, erklärt Yvonne Reimer, Leiterin Unternehmenskommunikation im Agaplesion Bethesda Krankenhaus Wuppertal. Zwar bleibe es in den meisten Fällen bei Verbalattacken, aber auch körperliche Übergriffe würden zunehmen. „Ernsthaftere Verletzungen sind bisher ausgeblieben.“ Das Bethesda setze auf Kommunikation, seelsorgerische Angebote und Deeskalationstrainings. Zudem gebe es digitale und anonymisierte Meldewege als geschützte und diskrete Plattformen.

„Das Gewaltproblem im krankenhäuslichen Bereich ist nach unseren Erfahrungen in Ausmaß und Schwere in den letzten Jahren auf einem relativ gleichbleibenden Niveau geblieben, auch wenn die Hemmschwelle durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie etwas gesunken zu sein scheint“, erklärt Carsten Noth von der Unternehmenskommunikation des Cellitinnen-Klinikverbunds St. Petrus und St. Josef. Verbale Gewalt sei die häufigste Form, körperliche Auseinandersetzungen seien seltener. „Ein Kollege aus der Zentralen Notaufnahme wurde kürzlich an der Schulter verletzt, als er einen betrunkenen Patienten zu beruhigen versuchte, der in der Notaufnahme um sich schlug. Oftmals werden Kollegen gekratzt oder angespuckt, was natürlich das Risiko der Ansteckung mit infektiösen Krankheiten mit sich bringt.“

Der häufigste Grund für Aggression sei der Konsum von Alkohol und Drogen. Manchmal würden Patienten und auch Angehörige aggressiv, wenn die Wartezeit als zu lange empfunden wird. „Wir versuchen hier, durch eine empathische Herangehensweise die Situation frühzeitig zu erkennen und deeskalierend entgegenzuwirken. Zusätzlich gibt es Deeskalationstrainings für Pfleger und Ärzte. Und natürlich können unsere Mitarbeiter auch auf seelsorgerische Angebote zurückgreifen.“

„Wo Menschen sind, gibt es Gewalt. Von daher ist Gewalt immer ein Problem und bedarf der Betrachtung“, erklärt Daniel Wellershaus, Anästhesist und Bezirksvorsitzender des Marburger Bunds im Bergischen Land. „Die Masse machen sicher die verbalen und nonverbalen und nicht körperlichen Formen von Gewalt aus, wie Anschreien und Drohen.“ Leider sehe man jedoch eine zunehmende körperliche Gewalt. „Berichte über verletztes Personal hört man immer wieder. Zum Glück sind das auch in Wuppertal seltene Einzelfälle“.

Kombination aus
Unzufriedenheit und Überlastung

„Auf der einen Seite liegen die Gründe bei klassischen medizinischen Bildern, also zum Beispiel Drogen wie Alkohol oder Amphetamine, oder psychische Erkrankungen. Verändert hat sich auch die Anspruchshaltung auf medizinische Versorgung.“ Die Motivation, bei kleinen medizinischen Problemen zu warten, habe sicher abgenommen, gepaart mit der Unzufriedenheit, nicht die erwartete Behandlung zu bekommen. „Auf der anderen Seite treffen diese Patientinnen und Patienten auch auf oft unterbesetzte und überlastete Mitarbeitende. Diese Kombination aus Anspruch auf der einen und Überlastung auf der anderen Seite trägt nicht zur Entspannung im System bei.“