Glanzstoff-Ensemble tanzt auf dem Seil
Theater der inklusiven Künste feiert die erfolgreiche Premiere von „Felix Fliegenbeil“.
Es läutet bereits zum zweiten Mal. Noch fällt es vielen Besuchern schwer, den sonnendurchfluteten Innenhof neben dem Historischen Zentrum in Barmen zu verlassen, um in den Theatersaal zu gehen. Doch der Gedanke an die Abendsonne verfliegt in dem Moment, in dem das Ensemble die Bühne betritt. Bunt kostümierte Darsteller rollen Requisiten herein. Mit einem Mal ist man mitten drin in einer farbenfrohen Artisten-Welt.
„Die Ballade vom Seiltänzer Felix Fliegenbeil“ lautet der Titel des Stücks, das die Glanzstoff-Akademie der inklusiven Künste am 13. Juli im Theater am Engelsgarten bei der gut besuchten Premiere präsentierte. Es beruht auf einer Vorlage des Schriftstellers Michael Ende und erzählt die Geschichte eines jungen Seiltänzers: Nachdem ihm sein Lehrer nichts mehr beibringen kann, zieht er in die Welt und beginnt selbst zu unterrichten. Doch getrieben von dem Wunsch, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern, sucht er nach immer neuen Herausforderungen.
Auf der Bühne startet die Reise um den Globus. Im französischen Café herrscht geschäftiger Trubel, lautstark wird nach Baguette verlangt. Die beleibten Sumo-Ringer in Japan rufen beim Publikum lautes Gelächter hervor. An allen Orten fordern Artisten Fliegenbeil heraus. „Ich bin der Meister“, heißt es selbstbewusst und unter den staunenden Augen des Publikums, wird die Probe auf dem Seil angetreten. Keinem der Herausforderer gelingt es, Fliegenbeils Kunst zu übertreffen.
Der junge Könner strebt jedoch nach mehr. Er testet immer dünnere Seile und balanciert schließlich ganz ohne Seil über den Abhang, bis ein Windstoß den Seiltänzer mit sich nimmt.
Regisseur Markus Höller inszeniert die Ballade als lebendiges Zusammenspiel aus Bewegung und Musik. Michael Endes Lyrik wird so unter großem Applaus in zeitgemäßes Theater übersetzt.
Für Höller, der die Akademie vor einigen Jahren mitbegründete, ist es die letzte Vorstellung mit dem Glanzstoff Ensemble. Sein Engagement als künstlerischer Leiter endet.
Menschen mit und ohne Behinderung eine Bühne zu bieten, ist das Anliegen des Kunst- und Kulturvereins. In enger Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Wuppertal werden Menschen dabei unterstützt, sich professionell schauspielerisch auszudrücken.
In der Geschichte von Felix Fliegenbeil geht es um den Mut, Ängste zu überwinden und die Kunst, im Gleichgewicht zu sein. Es sind Themen, die auch für die Arbeit von Glanzstoff zentral sind.