Griechische Gemeinde blickt gebannt auf das Referendum

Die in Wuppertal lebenden Griechen diskutieren kontrovers über die Lage in der Heimat und die morgige Abstimmung.

Yanis Varoufakis gibt seine Stimme beim griechischen Referendum ab.

Foto: Alex Beltesx

Wuppertal. Am Sonntag ist die griechische Bevölkerung zu einem Referendum aufgerufen, das über den Verbleib Griechenlands in der EU entscheiden könnte. Die WZ hat sich unter in Wuppertal lebenden Griechen umgehört, was sie davon halten.

Georgios Paridis, Vorsitzender der Griechischen Gemeinde, sagt: „80 Prozent der Bevölkerung versteht das Referendum überhaupt nicht. Innerhalb von sechs Monaten hat sich unser Land weiter verschuldet. Das Vertrauen ist gebrochen. Eine neue Regierung wird es schwer haben, das wieder herzustellen.“ Stavros Grigoriadis prophezeit: „Die Menschen in Athen oder Saloniki werden Nein sagen, während es auf den Dörfern eher anders aussehen wird.“ Er erklärt, dass hier lebende griechische Staatsbürger nicht gefragt sind: „Wenn wir wählen wollten, müssten wir nach Griechenland reisen.“

Hariss Panagiotidis glaubt, dass vieles von den Medien abhängt: „Jeden Tag gibt es neue Meldungen. Es herrscht Angst und Verunsicherung. Wir sind hier zwar nicht direkt betroffen, aber ich glaube, es hat jeder seine eigene Theorie.“

Kosmas Chalkias kam 1983 als Fünfjähriger nach Deutschland: „Es muss sich vieles ändern, deshalb ist das Referendum wichtig. Ich würde mit Ja stimmen. Mein Bruder lebt in Griechenland. Die Stimmung, besonders in den Großstädten, ist sehr angespannt. Man muss zur Vernunft kommen.“

Argyrios Chrysafidis kritisiert: „Im Fernsehen gibt es eine einseitige Berichterstattung, denn keiner weiß, wie die Menschen in Griechenland wirklich leben. Die Situation ärgert uns alle. Ich würde mit Nein stimmen.“

Vassilios Fournaris befürwortet die Veränderungen in Griechenland: „Fünf Jahre Sparpolitik der EU haben das Land noch weiter in den Ruin getrieben. Die EU wollte eine Veränderung. Die findet gerade statt, wird aber von der EU nicht akzeptiert. Das Volk soll Ja oder Nein zur Sparpolitik sagen und nicht, ob Griechenland in der EU bleibt.“

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragt Panagiotas Paschalis, künftiger Dezernent für Bürgerbeteiligung in Wuppertal. Das Referendum hält er seit 2011 für überfällig, da es den Menschen früher die Bedeutung des Themas klargemacht hätte. „Ich sehe Griechenland gerne weiter in der EU, möchte mich inhaltlich aber nicht äußern“, sagt er.

„So wie das Referendum zustande gekommen ist, bin ich dagegen“, sagt der Stadtverordnete Jannis Stergiopoulos (SPD). Die Frage sei so gestellt, dass sie keiner verstehe. „Es ist perfide, dass das Nein auf dem Wahlzettel die erste Option ist. Ich würde mit Ja stimmen“, sagt er.