Handy-Trick: 22-Jähriger bedroht und erpresst Jugendliche

Vier Jahre Haft für einen 22-jährigen Remscheider. Der drogenabhängige Täter erbeutete Mobiltelefone und Geld.

Wuppertal. Auf immer die gleiche Weise soll ein 22 Jahre alter Remscheider in mindestens sechs Fällen in Wuppertal Jugendliche erpresst haben. Vor dem Landgericht wurde er jetzt zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Zunächst wird er in einer Drogenklinik untergebracht.

Der 22-Jährige sprach auf der Straße — in einem der angeklagten Fälle zum Beispiel am Kipdorf — Jugendliche an und erklärte, dass der Akku seines Handys leer sei. Stimmten die mutmaßlichen Opfer zu, setzte er seine Sim-Karte in deren Handys ein und täuschte ein Telefonat mit einem Freund vor. Während dieser fingierten Gespräche erwähnte er mehrmals, dass er in Düsseldorf einen Mann „abgestochen“ habe und auf der Flucht sei — beides stimmte nicht. Doch der Trick zeigte Wirkung: Einige der hilfsbereiten Jugendlichen waren so eingeschüchtert, dass sie dem Remscheider ihr Handy überließen.

In zwei Fällen reichte das dem Angeklagten offenbar nicht aus: Eines der Opfer zwang er — unter Androhung, ihn auch „abzustechen“ — eine Abhebung am Geldautomaten zu machen und ihm das Geld zu überlassen. Ein anderes Opfer musste für den 22-Jährigen einen Handy-Vertrag in der Elberfelder Innenstadt abschließen. Das neu erworbene Handy versetzte der Angeklagte sofort bei einem An- und Verkauf-Händler, ebenfalls in Elberfeld.

Um seine Opfer weiter einzuschüchtern, soll er danach die Personalien der mutmaßlichen Opfer in einem weiteren fingierten Anruf an einen „gefährlichen Freund“ weitergegeben haben. Damit sollte verhindert werden, dass die Opfer Anzeige erstatten. Um die Beamten auf eine falsche Fährte zu locken, sprach der gebürtige Italiener während der Telefonate und Erpressungen mit deutsch-türkischem Akzent.

Der 22-jährige Remscheider legte ein umfassendes Geständnis ab. Als Motiv gab er Drogensucht an. Bereits mit neun Jahren habe er begonnen, Kleber zu schnüffeln, zum Tatzeitpunkt und aktuell sei er schwer heroinabhängig. Deshalb ordnete der Richter zunächst einen Aufenthalt in einer Drogenklinik an, erst danach muss er seine Haftstrafe absitzen.

Zulasten des Angeklagten führte der Richter an, dass der Remscheider sich gezielt schwache, zum Teil sogar in der Entwicklung verzögerte, Opfer ausgesucht hatte. „Ich habe es noch nie erlebt, dass Mütter von volljährigen Zeugen bei mir anrufen, weil die Söhne Angst vor einer Aussage haben“, sagte der Vorsitzende.