"Hardteinander": Mit Acrylfarbe und Spraydosen für eine saubere Hardt
Die Interessengemeinschaft macht im Kampf gegen die Vermüllung des Parks aus Mülleimern Kunst.
Wuppertal. Vorher: Ein alter, etwas rostiger und unscheinbarer Mülleimer, dessen dunkelgrüner Lack im Laufe der Zeit schon sichtbar abgeblättert ist. Nachher: Ein buntes Kunstwerk, das den Müll auf der Hardt magisch anzieht wie das Licht die Motten — das ist zumindest der Plan der Interessengemeinschaft „Hardteinander“.
Am Sonntag bot sich für Hobbykünstler die Gelegenheit, den Parkgästen mit bemalten Müllbehältern unter dem Motto „Hardteinander meets art“ zu zeigen, wo der Müll hingehört —— nämlich in die dafür vorgesehenen Eimer. Immer wieder lassen die Besucher ihren Plastikmüll auf der Wiese liegen anstatt ihn ordnungsgemäß wegzuräumen. „Hardteinander“ will ein Zeichen setzen: Etwa 40 Freiwillige versammelten sich dazu an den tristen Abfallbehältern im Lieblingspark der Wuppertaler und setzen den Plan der IG in die Tat um.
Hobbysprayer Benjamin Schmidt (26) ist einer von ihnen: In Windeseile sprüht er den petrolfarbenen Lack großflächig auf den ganzen Mülleimer. Obwohl er erst vor zwei Monaten mit dem Sprühen angefangen hat, sitzt jeder Handgriff. Die Schablone hat er selbst gestaltet — ihr Motiv drückt seine Leidenschaft für Reggae-Musik aus. Kopfhörer, Notenlinien und einen Violinschlüssel werden passend in grün, gelb und rot lackiert. Er ist von der Aktion begeistert: „Ich finde es gut, auf diese Weise auf die Mülleimer aufmerksam zu machen und zu zeigen, wozu sie eigentlich da sind.“
Auch die ganz Kleinen unterstützen die Aktion tatkräftig, denn der Park findet mit seinen weitläufigen Wiesen auch viele junge Anhänger, die sich im Park austoben können. Die nutzen vor allem die von der IG bereitgestellten Leinwände, die beim Fest „Rund um den Elisenturm“ im August ausgestellt und gegen eine Spende erworben werden können. Bei der zweieinhalbjährigen Mia Sophie landet die gelbe Farbe zwar nicht nur auf der Leinwand, sondern auch im Gesicht, doch der Wille zählt. Schließlich besucht sie die Anlage oft mit ihrer Familie — und Müll ist dort nun einmal fehl am Platz. Auch die vierbeinigen Freunde sollen unter dem Müll nicht leiden müssen, wie die neunjährige Aliyah besorgt erzählt: „Hunde könnten die Plastikbecher fressen und anschließend krank werden.“
Doch so weit muss es nicht kommen: Die Malaktion fand bereits im vergangenen Jahr statt und zeigt seither erste Erfolge: „Die Müllberge sind schon deutlich zurückgegangen“, freut sich die 18-jährige Initiatorin Isabell Riesner. Tobias Gundlach (24) ist Mitgründer der IG und über jede Hilfe dankbar: „Sogar die Pfandsammler räumen hin und wieder die Abfallberge weg. In dem einen Sack tragen sie ihr Leergut, in dem anderen den Müll.“ Trotzdem macht er seinem Ärger Luft: „Am schlimmsten ist diese Selbstverständlichkeit, von der die Verschmutzer ausgehen. Viele denken sich ‚Wozu soll ich den Müll wegbringen, er wird sowieso von anderen weggeräumt.‘“
Auch die Stadt wollte Konsequenzen ziehen, erzählt Riesner. „Sie erwähnte ein Glasflaschen- beziehungsweise Alkoholverbot.“ Aber das allein sei keine Lösung — die Initiatoren werden aktiv und machen die Müllereimer mit knalliger Farbe und Graffitis zu echten Hinguckern, die beim nächsten Grillabend auf der Hardt niemand so schnell übersehen wird.