Stadtentwicklung Hipkendahl in Wuppertal: CDU will Beschluss zum B-Plan verschieben

SPD und FDP halten am Ziel Wohnbebauung fest, Grüne wollen Naturfläche erhalten.

Die Wiesen im Bereich Hipkendahl könnten zu Bauland werden.

Foto: Jürgen Wagner

Der Vorschlag der Stadtverwaltung, das Grünland zwischen Siedlung und Straße Hipkendahl, Hahnerberger Straße und L418 als potenzielle Wohnbaufläche zu prüfen, hat zu zahlreichen Protesten geführt. Die Bezirksvertretung Cronenberg stimmte dagegen, der Gelpeverein protestiert und es hat sich eine Interessengemeinschaft (IG) Pro Natur Hipkendahl gebildet. Die Politik ist noch uneinig: Während SPD und FDP die Prüfung weiter vorantreiben und deshalb für die Aufstellung eines Bebauungsplans stimmen wollen, sind die Grünen dagegen und die CDU will den Sachverhalt noch genauer prüfen. Der Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans (B-Plans) steht für den 6. Juni auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses.

Der Vorschlag zur Bebauung der Fläche Hipkendahl ist das erste Ergebnis einer Suche nach Wohnbauflächen im Stadtgebiet. Mit dieser Suche hatte im Juni 2023 der Stadtrat einstimmig die Verwaltung beauftragt. Den Antrag dazu hatten SPD, CDU und FDP gestellt. Die Stadtverwaltung hat in einem mehrstufigen Verfahren 31 Flächen überprüft, 15 in die nähere Auswahl genommen, sieben mit höherer Priorität versehen, drei davon favorisiert, die nun näher untersucht werden sollen. Davon die erste ist die Fläche Hipkendahl.

Eine eigene
Bewertungsmatrix

Sie ist 6,3 Hektar groß, wird landwirtschaftlich und als Grünland genutzt, ist Landschaftsschutzgebiet und 200 Meter entfernt vom Naturschutzgebiet „Gelpe und Saalbach“. Der größte Teil gehört der Stadt. Für potenzielle Bewohner liegen Supermärkte, Kitas, Schulen und Bushaltestellen in der Nähe, über die L418 ist der Bereich per Auto gut erreichbar. Die Stadt schlägt vor, dort Mehrfamilienhäuser, Reihen-, Doppel- und Einzelhäuser zu bauen. Vieles müsse aber noch geklärt werden, etwa die Erschließung, Auswirkungen auf den Verkehr, Gewässerschutz oder Verträglichkeit mit dem Naturschutzgebiet. Das soll im Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans erfolgen.

In der Bezirksvertretung Cronenberg stimmten alle Parteien einmütig gegen die Aufstellung eines Bebauungsplans. Sie erinnerten daran, dass der Rat 2019 – als der übergeordnete Regionalplan aufgestellt wurde – gegen die Ausweisung des Areals als Allgemeiner Siedlungsbereich gestimmt hat. Diese „360-Grad-Wende“ kritisiert auch Anwohner Jochen Plate, der zur IG Pro Natur Hipkendahl gehört. Deren weitere Argumente beziehen sich etwa auf Gefährdung der Bäche im Naturschutzgebiet Gelpe und die Versiegelung von Flächen, sie fordert neuen Wohnraum eher im Inneren der Stadt. Und hat eine Petition auf der Plattform Change.org aufgesetzt, die bis Mittwochabend, 20 Uhr, 2357 Unterzeichner hatte.

Der Gelpeverein wendet sich mit einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister, verweist auf den Wert des Gelpetals als Natur- und Denkmalraum mit einer einzigartigen Kombination von Industriegeschichte und Naturraum: „Wir sollten das Tafelsilber schützen.“ Der Verein führt ebenfalls Gefahren für die Gewässer sowie Folgen für die Trinkwasserbrunnen in der Siedlung Hipkendahl auf. Er hält eine Bebauung wegen der technischen Herausforderungen für nicht bezahlbar.

SPD und FDP erinnern an den Bedarf an Wohnraum: „Wir sind massiv hinter dem zurück, was gebraucht wird“, mahnt der SPD-Fraktionschef Klaus Jürgen Reese. Dass auch in Wuppertal der Wohnraum knapper wird, zeige sich an steigenden Mieten. Er befürchtet: „Egal, welches Gelände vorgeschlagen wird – es gibt Proteste.“ Man werde sich die Fläche genau ansehen, im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens werde das Gelände ja weiter geprüft. „Ich kann die Bedenken nachvollziehen, aber Wohnraum ist notwendig.“

Auch Alexander Schmidt (FDP) betont, dass im Bebauungsplanverfahren weiter geprüft werde: „Deshalb wollen wir ja den Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans. Wenn herauskommt, dass es nicht geht, ist es vorbei.“ Er verweist ebenso auf den Bedarf: „Wir brauchen 1000 neue Wohnungen pro Jahr, 2023 waren es nur 400.“

Die Grünen haben sich gegen die Bebauung des Geländes positioniert: Guido Mengelberg erklärt: „Wir bewerten die Planung als Einstieg in eine Bebauung von Teilen der Gelpe.“ Und: „Das ist mit uns nicht zu machen.“ Fraktionschef Paul Yves Ramette, nennt die Pläne einen „alten Hut“, den der Rat schon 2019 abgelehnt habe. Die Zahl leer stehender Wohnungen in Wuppertal steige wieder. „Neue Versiegelungen im Außenbereich sind vollkommen aus der Zeit gefallen und lösen unsere planerischen Probleme nicht.“

Die CDU will sich mehr Zeit nehmen, daher den Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans verschieben lassen. Fraktionschef Michael Wessel erklärt, die CDU werde eine Arbeitsgruppe bilden, die sich Hipkendahl und auch die vorgeschlagenen neuen Gewerbegebiete genauer ansieht. „Wir werden eine eigene Bewertungsmatrix erstellen“, kündigt er an, nach der sie alle Flächen beurteilen. „Die Proteste und Ansichten der Anwohner werden darin einfließen“, erklärt er. Nach den Sommerferien wolle man dann entscheiden, ob etwa für Hipkendahl ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll.

Auch Hans-Jörg Herhausen von der CDU betont: „Wir werden uns das in Ruhe ansehen und sachlich abwägen.“ Michael Wessel sagt, sie wollten als Politiker nicht nur Vorschläge der Verwaltung abnicken: „Die Leute erwarten von uns eine eigene Bewertung.“