Begleitung in schweren Zeiten Hospizdienst Lebenszeiten feiert mit Neujahrsempfang sein 30-jähriges Bestehen: Weitere Aktionen sind geplant
Wuppertal · An ihm gibt es keinen Weg vorbei, ist etwas, mit dem sich jeder irgendwann beschäftigen muss: der Tod.
Egal ob es um die eigene Endlichkeit geht oder die eines geliebten Menschen – der Umgang mit dem Tod, mit Abschied, mit Trauer ist so individuell wie das Leben selbst. Doch muss man diese Stationen nicht allein durchstehen. Und wenn es nur um ein offenes Ohr bei einer Tasse Kaffee geht – die Ehrenamtlichen des Hospizdienstes Lebenszeiten stehen den Menschen bei. Und das seit nunmehr 30 Jahren.
„Wir wollen unseren Respekt, unsere Anerkennung ausdrücken und natürlich auch die besten Glückwünsche für die nächsten 30 Jahre. Und wir wissen die Arbeit dieses Vereins sehr zu schätzen. Der stößt in eine Lücke, die wir als Stadt gar nicht füllen können“, so Bürgermeister Heiner Fragemann, der beim Neujahrsempfang des Hospizdienstes am Samstag im Tageszentrum Auf dem Heiligen Berg mit dabei war. „Wir als Stadt haben weder die personellen noch die finanziellen Ressourcen. Insofern sind wir immer angewiesen auf private Initiativen, und dieser Verein ist ein super Beispiel dafür“, so Fragemann. Da pflichtet ihm Bürgermeister Rainer Spiecker bei und betont: „Es ist ein überkonfessioneller Dienst; er ist unabhängig von der Glaubensrichtung. Das heißt, dass der Dienst für alle offen ist. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.“
„Wir sind ein ambulanter Hospizdienst. Wir werden angerufen, wenn es etwa um Sterbebegleitung, Trauer oder auch Prävention geht“, berichtet Vorstandsvorsitzender Benjamin Richarz. „Das Spektrum ist wahnsinnig groß.“ So kann es passieren, dass ein Mensch etwa eine erschreckende Diagnose bekommt oder andere einschneidende Nachrichten erfährt. Dann kann der Betroffene einfach beim Hospizdienst Lebenszeiten anrufen.
Die Begleiter kommen dann zu Hause vorbei, auf Wunsch kann auch ein Termin in den hospizeigenen Räumlichkeiten erfolgen – aber einen Termin kann man sofort bekommen. Und es entstehen den Betroffenen keine Kosten, so Richarz weiter. Über das Jahr verteilt würden im Schnitt rund 80 Menschen betreut. Das bedeutet, dass diese dann irgendwann die Begleitung beenden oder sterben.
Der demografische Wandel verändert die Hospizarbeit
Die Arbeit habe sich einerseits wegen des demografischen Wandels verändert. „Wir haben eine ältere Gesellschaft, die Menschen sind einsamer“, berichtet Richarz. Darüber hinaus sei es immer öfter so, dass etwa die Kinder fortziehen, nicht mehr in Mehrgenerationenhaushalten leben, wie sie früher vielleicht üblich waren. „Es gibt neue Dynamiken in der Gesellschaft“, so Richarz. Und: „Der Tod ist nicht präsenter geworden“. Werde oft noch als Tabuthema behandelt. Umso wichtiger also die Arbeit des Hospizdienstes, der den Tod und alles, was dazugehört, ins Licht rückt.
Die Grundsteine für die heutige Arbeit des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes sind schon im Jahr 1992 gelegt worden mit der Gründung der „Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz“, zu einer Zeit, in der das Themenfeld „Hospiz“ bundesweit diskutiert wurde. 1994 trat der Arbeitskreis „Hospiz Wuppertal“ zusammen. Teilnehmer waren engagierte Bürger und Vertreter der beiden christlichen Kirchen. Am 26. Juni 1995 erfolgte die Vereinsgründung von „Hospiz Wuppertal Lebenszeiten e.V. Begleitung schwerkranker Menschen und ihrer Angehörigen“. Bei der Gründung hatte der Verein, der erste Hospizdienst Wuppertals, 42 Mitglieder.
Der Hospizdienst berät schwer kranke Menschen hinsichtlich der Linderung von belastenden Symptomen und arbeitet eng mit Hausärzten, Krankenhäusern, Pflegediensten und Pflegeheimen zusammen. Die Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen informieren über Möglichkeiten und Spielräume der Entlastung und Unterstützung von An- und Zugehörigen, sowie zu ergänzenden Hilfsdiensten.
Das Angebot richtet sich an alle Menschen, unabhängig von Alter, Herkunft, Religion oder Weltanschauung, heißt es auf der Homepage von Lebenszeiten. Die Sterbebegleiter kommen dorthin, wo der sterbende Mensch lebt: zu Hause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus. Sie begleiten schwerstkranke und sterbende Menschen nach ihren individuellen Wünschen und nehmen sich Zeit für Gespräche und Zuwendung. Sie tragen die Sorgen, Nöte und Belastungen von ihrer Familie und Freunden mit und bieten kleine Hilfen im Haushalt an, Botengänge oder Kinderbetreuung.