Berühmte Wuppertaler Hubert Tigges — Pionier der Pauschalreisen
Er organisierte Fahrten zu einstigen Kriegsgegnern.
Wuppertal. Hubert Tigges konnte nicht schwimmen und hatte Flugangst. Trotzdem wurde der Wuppertaler zu einem Pionier der Pauschalreisen. Bereits 1934 organisierte er die erste Reise nach Mallorca. Als Verfechter eines vereinten Europas organisierte er ab 1928 unter dem Namen „Gemeinschaftsfahrten Dr. Tigges“ Reisen zu den ehemaligen Kriegsgegnern. Jährlich gab es rund 20 Fahrten. Die Kosten betrugen 20 bis 200 Reichsmark.
Als ältestes Kind einer Arbeiterfamilie wurde Tigges 1895 im sauerländischen Förde-Grevenbrück geboren. Seine ersten „Reisen“ waren alles andere als ein Urlaub. Er kämpfte als Soldat im Ersten Weltkrieg und kehrte als Pazifist zurück. Nach seiner Studienzeit promovierte er. Als Dozent zog es ihn später nach Wuppertal, was seine Wahlheimat wurde. Dort gründete er 1928 sein Bildungsreisen-Angebot. Zunächst ging es zum Bodensee und in den Schwarzwald, später sogar nach Nordafrika. Der Zweite Weltkrieg beendete Tigges’ Geschäft. 1939 wurden Auslandsreisen verboten.
Doch er startete neu. In den Nachkriegsjahren war Dr. Tigges-Fahrten das viertgrößte deutsche Reiseunternehmen. 1967 wurde es in die TUI eingegliedert, die die Marke 1990 vom Markt nahm. Die GmbH Gebeco ließ den Namen 1997 wieder aufleben. Tigges, ein leidenschaftlicher Spaziergänger, wurde 1971 in Elberfeld von einem Lieferwagen überfahren. Der Dr.-Tigges-Weg erinnert noch heute — ganz in der Nähe seines einstigen Wohnhauses — an den Unternehmer.