Reallabor Hummeln summen an der Wuppertaler Bushaltestelle
Wuppertal · Das Reallabor „Bumblebees on bus stops“ macht die Innenstadt ein wenig grüner.
Eigentlich sind Bushaltestellen keine Orte, an denen man sich gern lange aufhält. Es gibt nicht viel zu sehen, die Minuten ziehen sich wie Kaugummi, Autos rasen in Strömen vorbei und vielleicht stinkt es auch noch aus dem Mülleimer nebenan. Trotzdem ist ein Aufenthalt notwendig, um auf den Bus zu warten. Wenn es doch nur etwas gäbe, was diese unfreiwillige Wartezeit und gleichzeitig das Stadtbild etwas verschönern würde – das war der Grundgedanke der Public Interest Design-Studentin Hannah Bremer, die das Reallabor „bumblebees on bus stops“ (deutsch: Hummeln auf Bushaltestellen) im Rahmen des Projekts „Innenbandstadt“ initiierte. In Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Börse setzte sie das kleine Projekt um.
„Meine Vision war es, Haltestellen auch als Haltestopps für Bienen und Insekten zu nutzen und somit das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden“, so Bremer. Ihre Idee war zunächst die Dachbegrünung von Haltestellen, was aber temporär nicht umsetzbar gewesen wäre. Also habe sie die Begrünung vom Dach einfach auf den Boden befördert, erzählt Anna Lerch vom Ressort Stadtentwicklung und Städtebau von den Anfängen.
„Durch das Tieferholen konnte die Begrünung für jeden viel näher erlebbar gemacht werden“, hebt Lerch hervor. „Ein begrüntes Dach einer Bushaltestelle mag vielleicht einen größeren klimatischen Effekt haben, aber es ist nicht so sichtbar im Stadtraum wie bei der Begrünung auf Hüfthöhe.“
Zuerst waren dafür mehrere Bushaltestellen unter anderem an der Morianstraße angedacht, doch letztendlich eignete sich die Haltestelle Kluse am besten, insbesondere durch die Fluktuation an der Transitachse mit B7, Schwebebahn und ÖPNV.
Nun ziert ein eckiger Kübel mit allerlei Bepflanzung den Bereich neben der Bushaltestelle, darunter Dahlien, Nelken, Löwenmäulchen, Katzenminze, die besonders viele Hummeln anzieht, Lavendel, Trommelschlägel und Schmucklilien. Die Stars dabei sind die Hummeln, wie der Name schon sagt. Sie machten es sich dort zwischen den Blumen gemütlich, ohne dass sie dafür extra angeschafft werden mussten.
„Nur ein begrünter Kübel wäre auch attraktiv, aber Tiere zeigen die Lebendigkeit und sind interessanter als nur Blumen“, weiß Lerch. Die Hummeln und Blumen sind nicht nur schön anzusehen, sondern regen auch den Austausch an. Zum einen zwischen den Wartenden, die vielleicht über die neue Attraktion ins Gespräch kommen, und zum anderen mit der Umwelt selbst.
Das Projekt solle nämlich die „Relevanz des Themas für jeden erlebbar machen“. Es macht anhand einer einfachen Idee darauf aufmerksam, warum Begrünung, Biodiversität, unversiegelte Flächen und Artenvielfalt wichtig sind.
Die Bewässerung und Pflege im Falle einer längeren Trockenphase übernimmt Bremer selbst. Die Finanzierung läuft noch bis Ende dieses Jahres. Ob es darüber hinaus mit Ehrenämtern oder einer Patenschaft weitergeführt wird, bleibt offen.
Bei solch einer schönen Umgebung wird doch gerne auf den Bus gewartet. Wer es sich gemütlich machen will, während er die Hummeln beobachtet, kann sich auf die Bank direkt nebenan setzen, die im Reallabor „Wandelbare Wartehäuschen“ entstanden ist. Gemeinsam bilden die beiden Reallabore eine kleine grüne Oase in der Betonlandschaft.