Im Europa-Café treffen Schüler auf Experten aus Brüssel
100 Schüler der St.-Anna-Schule informierten sich über brennende Fragen der europäischen Politik.
Wuppertal. Als die zwölf Europa-Experten in das Forum der St.-Anna-Schule hinabsteigen, brandet Applaus auf. „Das ist ja wie der Einmarsch der Gladiatoren“, entfährt es einem der Ankommenden. Ein wenig scheint es so, als stiegen die Fachleute in die Arena, um die etwa 100 Gymnasiasten für die Sache Europa zu begeistern. Brüssel und Straßburg sind halt bisweilen weit weg, da kann es nur gut sein, wenn sich Experten mit Europaerfahrung im Europa-Café den Fragen des Nachwuchses stellen.
Gruppen von jeweils acht bis zehn Schülern der elften und zwölften Jahrgangsstufe finden sich an mit EU-Flaggen geschmückten Tischen ein: Jede Gruppe darf insgesamt drei Experten je 40 Minuten lang befragen. Es geht unter anderem um Sicherheitspolitik, Energieversorgung und Euro-Krise.
An einem der Tische sitzt der EU-Parlamentarier Herbert Reul. Sein Thema: Energiepolitik. „Würde mehr Wettbewerb nicht den Strompreis drücken?“, fragt ein Schüler. Ein anderer regt an, die Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten zu verbessern. „Derzeit entscheidet jeder Staat noch selbst über seine Energiepolitik“, erklärt der CDU-Politiker mit leichtem Bedauern. Bis in diesem Bereich ein europäischer Binnenmarkt etabliert sei, dürfte einige Zeit vergehen.
Ein kontroverses Thema wird nebenan diskutiert. Dort berichtet der Leiter der Regionalvertretung der EU-Kommission in Bonn, Stephan Koppelberg, von den Beratungen zum Freihandelsabkommen TTIP. Eine Schülerin moniert, dass durch das Abkommen mit den USA Sicherheits- und Qualitätsstandards in Deutschland unterlaufen werden könnten. Koppelberg beruhigt, dass das Abkommen viele Hürden — unter anderem im Bundestag — nehmen muss.
Die Schüler sind von der Veranstaltung durchweg angetan. „Da wird graue Theorie mal mit Leben befüllt. Wie Brüssel funktioniert — so was wird im Unterricht meistens doch nur grob behandelt“, sagt Bjarne von Horn. Constanze Rocho freut sich, dass die Begegnung mit den Experten dazu beigetragen habe, „Klischees wegzuräumen“. Und Alexandra Hacke hat von Problemen erfahren, die „ich so bislang noch nicht kannte“.