Integration: Zahnräder - Jung, muslimisch, voller Ideen

Ein neues Netzwerk will das gesellschaftliche Engagement junger Muslime stärken. Erstes Treffen in Wuppertal.

Wuppertal. "Muslime werden oft defizitär wahrgenommen", sagt Ilhaam El-Qasem - nicht zuletzt mit Blick auf die aktuellen Äußerungen von Thilo Sarrazin. Doch nicht wegen dieser Debatte hat die Wuppertalerin mit anderen Muslimen das Netzwerk Zahnräder gegründet. "Visionen, Ideen und nachhaltige Projekte" sollen hier realisiert und Kontakte geknüpft werden. "Wenn nebenbei eine Imagekorrektur über Muslime damit einhergeht, wäre das schön. Vordergründiges Ziel ist es aber nicht." Ende September wird das Netzwerk erstmals tagen - in Wuppertal.

Zahnräder möchte Ideen bündeln und Impulsgebern bei der Suche nach Mitstreitern eine Plattform bieten. Dabei seien Muslime jedes Bildungshintergrunds willkommen, sagt El-Qasem, die auch Mitglied des achtköpfigen Leitungs-Teams ist. "Wichtig sind die interessanten Ideen", betont die 26-jährige, die ihren Bachelor in Germanistik und Geschichte an der Uni Düsseldorf absolvierte und unter anderem als Referentin beim Wuppertaler Institut für Bildung und Integration (WIBI) tätig ist.

Unter den Anmeldungen sind bislang Konzepte zu Themen wie erneuerbarer Energie, Austauschprogrammen und der Gründung eines muslimischen Magazins. Die besten drei Konzepte werden mit Fördergeldern prämiert. Bislang habe es in Deutschland kein Projekt dieser Art gegeben, das so überregional und thematisch grenzüberschreitend sei - sondern im besten Falle Gruppen, die parallel zueinander liefen. "Wir können eine Brückenfunktion erfüllen", meint El-Qasem - sprich vereinzelte Initiativen junger Muslime zusammen und so in die Gesellschaft führen.

Gerade diese Potentiale für gesellschaftliche Verantwortung junger Muslime will das Netzwerk stärken, sodass traditionelle Trennlinien - etwa der Abstammung oder religiösen Ausrichtung - in den Hintergrund treten. Für El-Qasem ein kleiner Wermutstropfen: An der Konferenz in Wuppertal kann sie nicht teilnehmen. Jüngst ist sie für ein Jahr nach Jordanien aufgebrochen , um dort als Lehrerin zu arbeiten.