Premiere „Chatroom“: Falsche Freunde und richtig gute Schauspieler

Das Kinder- und Jugendtheater widmet sich einem aktuellen Thema: dem Internet.

Wuppertal. Blasses Licht strahlt aus den Kisten, die Jugendlichen sitzen darauf. Zusammenhanglos führen sie Dialoge, die im Nichts enden. Dröhnende Musik füllt die Sprachlosigkeit.

"Chatroom" heißt das Stück von Enda Walsh, das sich an Jugendliche ab 14 Jahre richtet und ein verstörendes Bild von Hänseleien, falschen Freunden und emotionaler Hilflosigkeit der Teenies zeigt.

Das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater hat aus seinen Trainingskursen eine wunderbare, homogene und sehr intensiv agierende Gruppe von drei Jungen und drei Mädchen rekrutiert, die Nöte und Fiesheiten im Berufskolleg Elberfeld überzeugend spielen.

William, Jack, Eva und Emily treffen sich im Chatroom "Die verdammten Besserwisser". William (Tim Neuhaus) ist ein Zyniker, der mitleidlos alle anderen fertig macht und dabei geschickt ihre Schwächen ausnutzt.

Schnell brechen die magersüchtige Emily (Miriam Wunder) und Jack (Patrick Blanke-Schelle) zusammen. Nur Eva (Alina Domdey) scheint eines Geistes mit William und bildet mit ihm ein tödliches Team.

Als der völlig verunsicherte, depressive Jim (Rico Kukec) in den Chat kommt, wollen sie ein Zeichen setzen: Jim soll sich vor den Augen der Öffentlichkeit umbringen, um auf die Schwierigkeiten der Jugendlichen aufmerksam zu machen.

Sehr gemächlich fängt Regisseurin Katja Büchmann, die schon viele "Lampenfieber"-Stücke inszeniert hat, das emotionale Stück an. Einzige Ausstattung sind die Kisten, die entfernt an Bildschirme erinnern (Bühnenbild: Laurentiu Tuturuga). Sie werden hin- und hergeschoben, dienen als Sitzgelegenheit oder Anlehnwand.

Die Rolle von Laura (Elisabeth Kratz) wird erst sehr spät klar. Sehr passend wirkt gerade an dieser Stelle das Puppen und Engel assoziierende Kostüm, das Angela Dausend entworfen hat. Für die beeindruckende schauspielerische Leistung gibt es anschließend viel Beifall.

Viele Passagen des Werks drängen zur Diskussion. "Das Stück ist sehr nahe an der Realität", kommentiert André (15), der ähnliche Situationen schon im Internet erlebt hat. Sein Freund René (15) pflichtet ihm bei: "In Chats wird schon ziemlich viel gelogen."

Regie: Vier von fünf WZ-Punkten

Bühne: Drei von fünf WZ-Punkten

Ensemble: Fünf von fünf WZ-Punkten