Liebe, Dramatik und ein Handy
Johannes Weigand führte gut gelaunt durch die Opern-Gala.
Wuppertal. Mit der Ouvertüre aus Mozarts Oper "Die Entführung aus dem Serail" wird im nahezu voll besetzten Großen Saal der Stadthalle schlagartig klar, was zwei Monate lang gefehlt hat: Wuppertal hat sein Sinfonieorchester und sein Opern-Ensemble wieder.
Mit einer festlichen Opern-Gala startet die neue Saison mit dem Orchester unter Hilary Griffiths und dem Chor der Wuppertaler Bühnen (Einstudierung: Jens Bingert). Die Sopranistinnen Elena Fink, Dorothea Brandt und Banu Böke, die Altistinnen Miriam Scholz und Joslyn Rechter, die Tenöre Boris Leisenheimer, Christian Sturm und Iago Ramos und die Bassisten Olaf Haye sowie Kay Stiefermann zeigen die ganze Bandbreite ihrer Stimmen.
Opern-Chef Johannes Weigand erläutert in seiner Moderation, dass sich viele Produktionen dieser Spielzeit von der türkischen Kultur inspirieren lassen. Die Mozart-Ouvertüre mit ihrem orientalischen Kolorit, der schmissigen Janitscharen-Musik oder ihren lyrischen Klagen führt also treffend in die Thematik ein. Und als ein Handy mit Mozart-Melodie klingelt, kontert Weigand souverän: "Auch das ist Mozart."
Aus "Idomeneo" singt der hervorragend disponierte Chor die aufgebrachten Sturm-Sätze, während das Ungeheuer dem Meer entsteigt. Joseph Haydns "L´incontro improvviso" (Unverhofft in Kairo) bedarf noch des Feinschliffs, was das schöne Terzett der Frauenstimmen aber kaum trübt. "Ali Baba und die 40Räuber" hat Selman Ada 1990 geschrieben. Weigand gesteht, dass er die Rarität beim Googeln im Internet gefunden habe. Auf die deutsche Erstaufführung darf man nach der dramatischen Ouvertüre mit rhythmisch skandierendem Chor gespannt sein.
"La Bohème" ist die erste Premiere im Opernhaus, der John Ellis mit gemischten Gefühlen entgegen sehen dürfte: Für den Solo-Hornisten des Orchesters ist es der letzte Dienst vor dem Ruhestand. Als Zeichen für den Abschied des gebürtigen Kanadiers stecken die Kollegen eine rote Rose in den Schalltrichter seines Instruments.
Duett und Quartett aus der Puccini-Oper führen in die klangselige Musik. Das Ensemble singt mit ergreifendem Sentiment vom hoffnungslos liebenden Paar. Zemlinskys "Florentinische Tragödie" mit dramatischem Gestus und spätromantischem Schmelz erfährt im Mai ihre Wiederaufnahme.
Die "Fiakermilli-Arie" und das Duett "Aber der Richtige" machen schon mal auf "Arabella" neugierig. Seit zwölf Jahren gab es keine Oper von Richard Strauss in Wuppertal, und Weigand ist sich sicher: "Strauss hat ,Arabella’ für unser Ensemble geschrieben." Mit schönen Operetten-Melodien geht der stimmungsvolle Abend zu Ende, der tatsächlich zeigt: Wuppertal ist eine Theater- und Musikstadt ersten Ranges.