Einkaufen und Einzelhandel „Keine Perspektive für Innenstadt“: Jack Wolfskin-Geschäft in Wuppertal-Elberfeld schließt nach 24 Jahren
Wuppertal · Nach 24 Jahren muss Hans Dovermann sein Jack Wolfskin-Geschäft schließen – er sieht eine deutliche Negativentwicklung in Elberfeld.
Schilder mit großen roten Buchstaben zeigen unübersehbar, was dem Jack Wolfskin-Geschäft in der Schwanenstraße bald bevorsteht: Die Schließung. Hierüber ist Inhaber Hans Dovermann sehr traurig. 24 Jahre lang hat er den Laden inmitten der Elberfelder City betrieben – und jetzt ist Schluss: Im Frühjahr nächsten Jahres soll das Fach-Geschäft schließen.
„Seit Jahren ist ein Großteil des Handels und der Kunden ins Internet abgewandert, das ist einer der hauptsächlichen Gründe“, stellt Dovermann fest. „Während Corona ist zudem Substanz dahingeschmolzen, jetzt erneut durch die Inflation und die Kriege. Das Konsumklima ist sehr eingetrübt.“ Zwar sieht Dovermann diese Probleme nicht nur als standortbezogen an, da aktuell viele große Städte mit eben diesen Problemen zu kämpfen hätten, trotzdem kritisiert er auch die Stadt Wuppertal im Speziellen: „Wuppertal hat sich in den letzten Jahren wirklich zurückentwickelt. Viele Schließungen, selten kam dann etwas Wertiges nach – der Mix in der Stadt stimmt einfach nicht mehr.“ Insgesamt sei die Geschäfteauswahl in der Elberfelder Innenstadt zu „eintönig“, statt Möglichkeiten zum Shoppen gebe es jede Menge Imbisse und Kioske. Und das locke keine Menschen in die Stadt.
Die Entscheidung, seinen Laden zu schließen, sei zwischen Ende August und Anfang September diesen Jahres gefallen, etwa zeitgleich mit dem Räumungsverkauf von Galeria Kaufhof. „Dadurch ist irgendwie eine Art Sog-Wirkung entstanden. Wir haben gespürt, dass der Handel hier noch weniger geworden ist.“ Traditionell sei der September einer der wichtigsten und umsatzstärksten Monate für seinen Laden, sagt Dovermann. Doch auch dieser fiel in diesem Jahr mager aus. „Wir hier bei Jack Wolfskin sind in der Wintersaison sehr stark und die beginnt Mitte August beziehungsweise im September“, Hier hat natürlich auch die Witterung eine Rolle gespielt, aber der September war in diesem Jahr so schwach, dass ich gezwungen war, die Notbremse zu ziehen und die Schließung zu planen.“
Baustellen in der Innenstadt stellen Problem dar
„Die Baustellen-Situation hier – in den letzten Jahren und auch jetzt wieder in jüngster Vergangenheit – ist einfach katastrophal“, so Dovermann. Sie haben zuletzt nicht nur verhindert, dass es keine Weihnachtsmarktstände mehr auf der Poststraße gibt, auch auf Kunden habe die Situation Auswirkungen. „Ich weiß von Kunden, die aufgrund der Baustelle wegbleiben. Mit der Zeit sind es immer weniger Kunden geworden – und irgendwann muss man dann feststellen, dass es nicht mehr reicht.“
Dovermann kritisiert vor allem, wie die Stadt die Baustellen-Situation handhabt. „Wie die Baustellen hier betrieben werden, ist einfach schlecht gemacht. Die Poststraße ist eine reine Buckelpiste.“ Die Mobilität sei dadurch stark eingeschränkt, die Innenstadt verdreckt, betont er.
„Wir hatten hier teilweise Durchgänge, die waren maximal zwei Meter breit. Wenn dann noch ein Kinderwagen unterwegs ist und an der Fassade entlang muss, wo durch die Baumaßnahmen alles schräg und dreckig war – das lädt einfach nicht zum Bummeln ein.“ Und das erzeuge Frust – nicht nur bei den Ladeninhabern, sondern auch bei den Kunden. „Vor über 30 Jahren war Wuppertal mal eine richtig gute Einkaufsstadt. Wir hatten hier ein Angebot, dafür sind die Menschen wirklich aus dem Umland gekommen. Mit der Zeit sind dann so viele Unternehmen weggegangen oder haben geschlossen – das ist wirklich traurig“, so Dovermann. „Ich sehe hier auch mittelfristig überhaupt gar keine Perspektive für diese Innenstadt.“
Und das sei nicht nur in Elberfeld, sondern auch allgemein in Wuppertal der Fall, findet Dovermann. „Das liegt auch an der Kaufkraft, die hier weggefallen ist. Da war früher wirklich noch mehr. Letztendlich bestimmt die Nachfrage dann auch das Angebot.“ Wenn dann die höchste Nachfrage im Bereich günstigerer Kleidung und Artikel besteht, dann „ist das eben nichts mehr für unsere Marke“, so der Jack Wolfskin-Ladeninhaber.
„Da sind auch die Vermieter
in der Verantwortung“
Zwar ist Dovermann der Meinung, dass es mittelfristig keine Perspektive für Elberfelds Einzelhandel in der Innenstadt gebe, trotzdem äußert er konkrete Maßnahmen, die bei seiner Verbesserung helfen könnten – etwa mehr Mühe bei der Planung und Umsetzung von Baustellen und bessere Absprachen, beispielsweise mit der Denkmalschutzbehörde.
Ebenso fände er sinnvoll, bei der Vermietung von Ladenlokalen auf das bereits bestehende Angebot zu achten. „In jüngster Vergangenheit hat hier gefühlt an jeder zweiten Ecke ein Kiosk eröffnet. Da frage ich mich, wer die alle braucht? Ich glaube, da sind auch die Vermieter in der Verantwortung.“
Großflächige Baustellen, Dreck, keine Varietät im Angebot – „Loriot würde sagen: ,Früher war mehr Lametta’“, fasst Dovermann abschließend zusammen.