Jan Röttger: Er will doch nur spielen. . .

Jan Röttger sorgte in Wuppertal bereits mit diversen Bands für Furore. Jetzt will er sich als Solokünstler durchsetzen. Am Samstag tritt er groß in Barmen auf.

Elberfeld. Es ist ein sonniger Nachmittag im Luisenviertel. Durch die Schaufensterscheibe eines kleinen Bistros kann man ihn sitzen sehen: Jan Röttger, 27 Jahre jung, gebürtiger Wuppertaler und Musiker. Das Muster eines bunten T-Shirts schimmert durch das weiße Oberhemd und wird nur überstrahlt von einem ebenso lausbübischen wie charmanten Lächeln, während Röttger höflich kommenden und gehenden Gästen zunickt. Kein Zweifel: Jan Röttger ist bekannt im Tal — und das nicht nur für gute Musik.

Es gibt wohl kaum eine Bühne in Wuppertal, die Röttger noch nicht bespielt hat. Der Rockförderpreisgewinner war schon in einigen Bands wie Derwent und Marla Singer unterwegs — inzwischen versucht er, sich bundesweit einen Namen als Solokünstler zu machen. Allein bestreitet er seine Auftritte als klassischer Singer-Songwriter, seine Musik bewegt sich — manchmal ruhig, manchmal kraftvoll — irgendwo zwischen Akustik-Pop und Alternative. Er singt englische und vor allem poetische Texte, die sich oft erst nach mehrmaligem Hören wirklich erschließen.

Bei Auftritten verschmelzen Röttger und seine Western-Gitarre zu einer Einheit. Im Takt wippt der Musiker vor und zurück, tanzt, stoppt abrupt, geht auf das Publikum ein, flachst beizeiten, kann sich aber ebenso mit angenehm unkitschigen Balladen in die Herzen des Publikums schleichen. Wenn er auf der Bühne stehe, so Röttger, sei das „gelebte Anarchie“: „Man fühlt sich ein wenig wie im Kindergarten“, sagt der Musiker und meint damit: Er will eigentlich nur spielen. . .

Begonnen hat alles mit der musikalischen Früherziehung und klassischem Gitarren-Unterricht. Doch bis zum Abitur war mit dem Musiker Röttger eigentlich wenig los. Erst während der Studienzeit — Anglistik, Musik, Geschichte, Philosophie und Sport — bildete er mit Freunden seine erste Band: The Shakehands. Röttger war der Sänger — notgedrungen. „Sonst wollte keiner meine Texte singen“, sagt er augenzwinkernd. Zuerst waren diese deutsch, nach Vorbild der Ärzte, dann wurden es aber schnell englische Verse mit Britpop-Einfluss.

Der ist auch bei Röttgers Solo-Unternehmen noch hörbar: Seine markante Stimme mit einer wohlig-warmen Mischung zwischen Reibeisen und Lagerfeuer erinnert ein wenig an Röttgers Lieblingsbands Arctic Monkeys und Oasis. Er selbst meint halb scherzhaft: „Es war immer mein Traum, so zu klingen, als würde Ray Charles die Sex Pistols singen.“ Ansonsten meint es Röttger mit seiner Kunst aber durchaus ernst: Seit dem vergangenen Jahr konzentriert er sich ausschließlich auf die Musik und produziert sein Debüt-Album in Eigenregie. Deshalb verbringt er die knappe Zeit zwischen den Auftritten meist im Studio, feilt an jedem Stück — und das nimmt Zeit in Anspruch. „Natürlich muss es in erster Linie mir gefallen“, so Röttger, „und es soll perfekt werden.“

Dazu gehört auch eine ausgefeilte Instrumentierung — so kommt der eine Song nur mit Stimme und Cello daher, ein anderer fast schon im Punk-Rock-Gewand. An Röttgers Seite stehen bei der Produktion hochkarätige Mitmusiker, mit denen der Sänger nach seinen Worten ein „Künstlerkollektiv“ bildet — wie etwa die Jazz-Sängerin Anna Luca. Einige von ihnen sind am Samstag auch als Jan Röttger & Friends im Live Club Barmen zu hören (siehe Kasten oben).

Doch nun genug des Interviews — Jan Röttger muss zur Probe. Mit einem erneuten Lächeln verabschiedet sich der Musiker — voller Vorfreude auf das Konzert am Samstag und die irgendwann fertige Platte. Bei allem Reden über Musik — sie zu machen liegt Jan Röttger halt am allermeisten.