Jan wählt auch bei kalten Temperaturen den Eisbecher
Viele Wuppertaler scheuen die Natur trotz des derzeit eisigem Wetters nicht. Zum Aufwärmen kehren sie einfach auf eine Tasse Kaffee in eines der zahlreichen Cafés ein.
Elberfeld. In den Nacht- und den frühen Morgenstunden sinken die Temperaturen derzeit nicht selten in den zweistelligen Minusbereich. Und auch tagsüber verbreitet die strahlende Sonne bei minus fünf oder sechs Grad nur trügerischen, weil nicht wärmenden Glanz. Auf den Straßen haben es die Menschen meist sehr eilig, bleiben nur selten zu einem Plausch stehen. Schließlich will man so schnell wie möglich wieder ins Warme. Und wo rückt man da gern zusammen?
Richtig: im Eissalon, wie im Luisenviertel im Eiscafé Mandoliti am Laurentiusplatz, wo die fünfköpfige Familie Hackländer ganz eng zusammen sitzt und Kaffee trinkt, aber auch Eis löffelt. Mutter Heike aus Wuppertal hat Sina mit dem kleinen Sohn Jan sowie Leonie und Marc eingeladen. Sie sind eigens aus Münster, Mönchengladbach und Düsseldorf angereist und schauen aus dem Warmen raus auf die Straße. Und auf die Laurentiuskirche, die von der Sonne angestrahlt wird.
Christiane Pons wärmt sich bei niedrigen Temperaturen in Cafés auf
Die Wahl des Kaffees erscheint nachvollziehbar, denn es ist schließlich ein Heißgetränk. Aber eine Portion Eis bei dieser Kälte? „Eis mag der Jan immer“, sagt Mutter Sina mit einem Schmunzeln, die die Wünsche ihres Filius’ kennt, obwohl der noch nicht sprechen kann.
Dass Eis ein saisonunabhängiger Genuss ist, bestätigt auch Café-Inhaber Fabio Gagliano, der den seit 50 Jahren an gleicher Stelle existierenden Familienbetrieb vor fünf Jahren übernommen hat. „Natürlich läuft das Geschäft mit dem Eis im Sommer lebhafter, aber Vanille-, Schokoladen- und Stracciatella-Becher werden auch im Winter gern genossen“, erklärt er und zeigt auf das reichhaltige Sortiment in der Kühltheke. „Es ist nicht mehr so, dass die Eissalons im Winter schließen und erst im März wieder öffnen. Wir haben ganzjährig geöffnet und kommen auch im Winter gut zurecht. Man muss der Stamm-und der Laufkundschaft aber auch Kaffee, Kakao, Kuchen, heißen Tee mit Zitrone oder Crêpes anbieten, damit die Gäste nicht wegbleiben.“
Worüber sich alle Gäste im Café einig waren: „Man darf sich auch bei beißender Kälte und eisigem Wind nicht nur zuhause verkriechen, sondern man muss raus.“ Das bestätigt auch Helga Müllers aus Köln, die mit ihrem Mann Wolfgang ins Luisenviertel gekommen ist. „Ich bin vor 67 Jahren in der Laurentiuskirche getauft worden und komme immer gern hierhin. Man muss sich bei diesem Wetter eben warm anziehen. Mantel, Handschuhe, Stirnband, feste Schuhe. Dann kann man auch bei Minusgraden an die frische Luft gehen.“
Christiane Pons ist als Wuppertalerin Stammgast im Eiscafé Mandoliti, wo sie derzeit statt Eis lieber einen Espresso und dazu ein Glas Wasser konsumiert. „Egal, wie kalt es ist, einmal am Tag muss man raus. Schließlich gibt es ja warme Kleidung. Und wenn ich rausgehe, dann am liebsten ins Luisenviertel.“ Das strahlt offenbar besondere Wärme aus.