Kämpfen wie die alten Ritter: Selbstversuch mit dem Schwert
Stefan Dieke lehrt die historische Kampfkunst. Auch WZ-Reporterin Sophie Blasberg war dabei.
Unterbarmen. „Ganz locker, das Schwert schwingt von alleine.“ Simon Geiger lässt ein langes Stahlschwert mühelos vor seinem Körper kreisen, als sei es die Zielflagge bei einem Autorennen. Der Versuch, es ihm gleich zu tun, sieht bei mir weit weniger elegant aus. Das Schwert schwingt zwar tatsächlich von alleine, aber leider nicht dahin, wo es soll, so dass ich mir regelmäßig die Arme verknote. Geigers anderen Lehrlingen geht es zum Glück ähnlich: Es ist der erste Termin des Einsteigerkurses „Kampf mit dem Langen Schwert.“
„Wir machen hier keinen Schaukampf. Ihr sollt lernen, ganz frei mit einem Schwert kämpfen zu können“, sagt Trainer Stefan Dieke. Doch bis dahin sei es ein langer Weg. Das glaube ich ihm sofort und versuche weiter, ein X durch meinen imaginären Gegner zu schlagen, ohne mir die Handgelenke zu brechen. Das Schwert ist ungefähr anderthalb Kilo schwer und 1,30 Meter lang, streng nach dem mittelalterlichen Original. „Wir arbeiten hier historisch sehr korrekt. Es ist nicht einfach ein Kampfsport, sondern vielmehr eine Kampfkunst, die nur durch wenige Quellen überliefert wurde“, erklärt Dieke.
Er kämpft seit 13 Jahren mit dem langen Schwert und hat viele der Originalquellen selbst studiert. „Man lernt nie aus“, sagt er. Gerade diese immer neuen Herausforderungen schätzt Geiger. Er lernt seit 2006 bei Dieke. „Eigentlich wollten ein Freund und ich uns nur mal ein bisschen auf der Wiese mit Schwertern bekämpfen. Wir haben aber schnell bemerkt, dass es ohne Technik nicht geht.“ In der nächsten Stunde feilt Geiger nun an unserer Technik. Beinarbeit steht auf dem Programm. Das Schwert um den Körper drehen, dabei einen Schritt nach vorn und die Füße immer im 90-Grad-Winkel aufstellen für den sicheren Stand. Im Gänsemarsch üben wir die Schwertführung und freuen uns zusammen über die ersten Erfolge.
„Das Mittelalter finde ich sehr interessant. Und hier hab ich den Sport gleich auch noch dabei“, sagt Tanja Brück. „Eine Stichwaffe hat auch einfach einen besonderen Reiz“, findet Achim Busch. Klischeegerecht sind wesentlich mehr Männer als Frauen beim Schwertkampf zu finden. Dabei komme es nicht auf Kraft an, sondern auf Koordination und Technik, betont Dieke. Nach einer Stunde bin ich schon fast Herr über das Schwert. Schwungvoll kreist es über meinem Kopf, während ich mit präzisen Schritten vorwärts laufe. Ja, jetzt habe ich den Bogen raus. Schon sehe ich mich über ein Schlachtfeld stürmen und einen Gegner nach dem anderen zu Boden strecken. „So, legt bitte die Schwerter auf die Fensterbank!“ Und schon endet meine Träumerei von heroischen Taten. Die 90 Minuten sind um.