Kein Wasser mehr — weil der Vermieter nicht zahlt
Immer mehr Wuppertalern drehen die Stadtwerke Strom oder Wasser ab, obwohl diese ihre Nebenkosten abführen. Sechs Millionen Euro Außenstände.
Wuppertal. Es gibt Situationen für Mieter, von denen die meisten glauben dürften, dass es sie eigentlich nicht gibt: Im Briefkasten liegt ein Schreiben des Versorgungsbetriebs, worin die Sperrung von Wasseranschluss oder Hausstrom angedroht wird — und das, obwohl man als Mieter stets brav seine Abschläge gezahlt hat. Das Problem ist dann meistens: Der Vermieter hat die Abschläge aus der Nebenkostenabrechnung nicht weitergeleitet. Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) haben genau für diese Fälle einen steigenden Trend festgestellt.
95 Mal haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr die Sperrung des Hauswasseranschlusses angedroht, in 24 Fällen auch durchgezogen. Dazu kommen die Sperrungen des Hausstroms, etwa für die Treppenhausbeleuchtung oder Aufzüge. Für betroffene Mieter gibt es dann nur eine Möglichkeit, wie Rainer Gutseel, Abteilungsleiter des Mahnwesens bei den WSW, versichert: „Die sollten sich mit uns in Verbindung setzen, damit sie das Wassergeld direkt an uns bezahlen“, so Gutseel. Von den Nebenkosten zur Miete sollten die Betroffenen es dann abziehen.
Insgesamt sperren die WSW rund 4500 bis 6000 Strom- und Gasanschlüsse von Kunden pro Jahr in Wuppertal — nachdem diese ultimative Maßnahme in jährlich etwa 18 000 Schreiben angedroht worden sei, so Gutseel. Bevor nicht zwei Mahnungen beim Betroffenen eingegangen sind, wird allerdings nichts gesperrt, wie Gutseel versichert.
Damit es dazu gar nicht kommt, sollten säumige Kunden sich direkt beim Erhalt der Mahnung an die WSW wenden, rät Gutseel. Dann könnten Stundungen und besondere Zahlungsvereinbarungen verabredet werden. Wobei der WSW-Mitarbeiter sich sicher ist: „Zahlungsrückstände haben weniger mit fehlendem Geld als vielmehr mit mangelnder Zahlungsmoral zu tun.“
Gemäß der Vorschriften zur Grundversorgung kann ein Anschluss ab einem Rückstand von 100 Euro gesperrt werden. Dabei geht es um keine Kleckerbeträge: Insgesamt haben die WSW nach eigenen Angaben rund fünf bis sechs Millionen Euro Außenstände, die auf gerichtlichem Weg eingetrieben werden müssen.
Trotz dieser Summe, so Gutseel, nähmen die WSW bei den säumigen Zahlern auch Natürlich nimmt auch die WSW Rücksicht auf Härtefälle wie Familien mit Kindern, Kranken, die einen Kühlschrank oder Beatmungsgerät brauchen. „Und auch bei extremen Minus-Temperaturen oder über Weihnachten stellen wir natürlich nicht Strom und Gas ab.“