Kunst und Baustellen Kolibris begrüßen in vier Monaten die Teilnehmer des Solar Decathlons in Wuppertal

Wuppertal · Die Vorbereitungen für den Architekturwettbewerb sind auf der Fläche an der Nordbahntrasse, in der Alten Glaserei und im Mirker Bahnhof angelaufen.

Hanna Ligeti bemalt die Fassade an der Alten Glaserei.

Foto: Fischer, Andreas H503840

In vier Monaten findet das Finale des Solar Decathlons in Wuppertal statt. Auf einem Gelände an der Nordbahntrasse gegenüber des Mirker Bahnhofs werden vom 10. bis 26. Juni 18 internationale Hochschulteams aus elf Ländern Häuser präsentieren, die nicht nur mit architektonisch spannenden Lösungen aufwarten, sondern bezahlbar und vor allem auch klimafreundlich sind. An elf Tagen ist das Veranstaltungsgelände, der Solar Campus, für Besucher geöffnet: Vom 10. bis 12. Juni, 16. bis 19. Juni und vom 22. bis 26. Juni 2022. Der Eintritt ist an allen Tagen frei.

Gesucht werden beim Solar Decathlon überzeugende Konzepte, um Wohnen und Leben in der Stadt zu verbessern. Der Name Solar Decathlon Europe bezieht sich auf zehn Disziplinen (Schwerpunkte) des Wettbewerbs, für die jeweils auch Preise ausgelobt sind, die im Juni verliehen werden. Die zehn Kategorien sind: Architektur, Gebäudetechnik und Bauphysik, Energieperformance, Realisierbarkeit & Sozial-ökonomischer Kontext, Kommunikation & Bildung, Nachhaltigkeit, Komfort, Funktion, Urbane Mobilität und Innovation.

„Ich freue mich auf die Internationalität und die frische Energie für nachhaltiges Bauen und Leben hier in Wuppertal“, sagt Oberbürgermeister Schneidewind, der sich auch Impulse und Anregungen für das Bauen und Leben in Wuppertal erhofft. Das Team Lungs of the City (Lunge der Stadt) aus Pécs in Ungarn oder das Team Azalea aus Valencia in Spanien weisen zum Beispiel auf die Problematik der innerstädtischen Baulücken hin. In Pécs liegen viele dieser Grundstücke brach und stören das Gesamtbild der Stadt. Eine Problematik, die in Wuppertal nicht unbekannt ist. Auch in Wuppertal hat man sich die Innenverdichtung zum Ziel gesetzt.

Das Projekt des Teams aus Pécs heißt Greened Block (begrünter Block“. Eine Übergangszone zwischen dem beheizten Bereich und dem Außenbereich des Gebäudes soll im Winter Wärmeverluste vermeiden und im Sommer die Hitze draußen halten. Um die Nutzung passiver Energie zu fördern, bezieht das Gebäude die natürliche Umgebung zur Deckung des Energiebedarfs ein. Dies geschieht durch extensive Begrünung, die Verwendung nachhaltiger und intelligenter Materialien und die Nutzbarmachung der Sonnenenergie. Die Begrünung von Dach und Fassade unterstützt die Gebäudekühlung.

Nachhaltiges Bauen und Wohnen zum Anfassen

Jeder Veranstaltungstag auf dem 44 000 Quadratmeter großen Areal soll andere Programmpunkte bieten – gestaltet von den teilnehmenden Teams sowie den zahlreich beteiligten Verbänden, Institutionen und Vereinen aus Forschung und Praxis.

Veranstaltungen des Solar Decathlons werden auch in der Alten Glaserei stattfinden. In den ehemaligen Industriehallen waren von Juli bis September 2021 schon die Modelle der Häuser ausgestellt, die bald in ihrer vollen Größe auf dem Gelände daneben stehen werden. Träger der Alten Glaserei, die an der Juliusstraße auch nach dem Solar Decathlon als Ort für soziale Angebote und politische Bildung erhalten bleiben soll, ist der Verein Publik.

100 historische Fenster müssen aufgearbeitet werden

Derzeit gestaltet Künstlerin Hanna Ligeti, Gründerin des Designlabels Ligarti, die Fassade der Alten Glaserei neu. „Ich bemale die komplette Front, die man von der Nordbahntrasse aus sehen kann.“ Das Motiv: schlichte, schwarz-weiße Kolibris, ein bunter, pastellfarbener Hintergrund und florale Elemente. „Es ist meine erste große Wandmalerei, das ist relativ neu für mich“, sagt Hanna Ligeti. „Motive bis zu einem Meter kann ich frei aus der Hand malen, zum Beispiel die Pflanzen. Für die Kolibris habe ich Zeichnungen angefertigt, die für die Umrisse mit einem Projektor an die Wand geworfen werden.“ Sie nutzt Sprühdosen, Wandfarbe, Graffiti-Stifte und „sehr viel Edding für die Feinheiten“. Die Arbeiten werden bis März dauern – wenn das Wetter mitspielt. Um an den äußeren Bereichen der Fläche arbeiten zu können, muss es trocken sein.

Direkt auf der anderen Seite der Nordbahntrasse ist der Mirker Bahnhof, Heimat der Utopiastadt. Die Bergische Universität Wuppertal pachtet Flächen für den Solar Decathlon, doch er soll auf dem ganzen Utopiastadt-Campus stattfinden. Deshalb wird auch am Bahnhof auf Hochtouren gearbeitet: Ein von der Stadt beauftragtes Wuppertaler Bauunternehmen stellt die alte Treppe am Vorplatz wieder her, sie soll am 14. Mai beim Tag der Städtebauförderung präsentiert werden. Und die Utopisten sanieren den denkmalgeschützten alten Bahnhof. Dafür suchen sie derzeit nach weiterer ehrenamtlicher Unterstützung, denn „das geplante Ende der Sanierung rückt immer näher“, schreiben sie in der Ankündigung der neuen Workshopreihe „Denkmal drüber nach“. Etwa 100 historische Fenster müssen händisch aufgearbeitet werden. Bei Workshops mit professioneller Anleitung kann dabei jeder helfen: „Denn denkmalgerechte Sanierung ist zwar historisch gesehen eine Sisyphosarbeit, aber keineswegs ein Hexenwerk.“ Der erste Workshop findet am heutigen Samstag, 12. Februar, von 12 bis 15 Uhr an der Mirker Straße 48 statt, eine Anmeldung per E-Mail an fenstersanierung@utopiastadt.eu ist nötig, es gilt die 2G-plus-Regel. Weitere Workshops folgen monatlich bis Juli.