Bildhauerei Künstler Peter Hohberger zieht um - mit dem Dalai Lama und Thomas Mann

Hahnenfurth. · Bildhauer Peter Hohberger verlässt Hahnenfurth und denkt über das Ende seiner künstlerischen Arbeit nach – seine Skulpturen sind künftig an der Rudolfstraße zu sehen.

Peter Hohberger ist ein Mehrfachtalent: Bildhauer, Schauspieler und Autor.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Dalai Lama wartet auf den Abtransport. Thomas Mann auch. Die schweren Köpfe müssen raus. Bildhauer Peter Hohberger zieht um. Und mit ihm seine Werke.

Wer ihn in seinem bisherigen Atelier besucht, merkt: Der Mann hat noch viel Arbeit vor sich. Skulpturen, Büsten, Plastiken, vieles noch unvollendet: Gut 40 Jahre war das idyllische Hahnenfurth die künstlerische Heimat des 81-Jährigen, der selbst am Uellendahl wohnt. Der Abschied fällt ihm nicht leicht, ist es doch gewissermaßen auch das Ende seiner Karriere. Die Bildhauerei, sagt er, sei immer auch ein sehr körperliche Arbeit gewesen. Jetzt, mit fortschreitendem Alter, werde es zu schwer. „Das war’s“, sagt Hohberger.

Über das, was kommt, mag er nicht gerne reden. Nur soviel: Seine Skulpturen sind zum Teil schon in einem Schaufenster an der Rudolfstraße 158 zu sehen. Dort hat er Räume angemietet und hoffentlich genug Platz.

Wobei: Nicht alles wird die Reise aus dem äußersten Westen, wo Wuppertal so wenig Großstadt ist wie vielleicht sonst nirgendwo, an den Loh antreten. Einige angefangene Werke „werde ich zerschlagen“. Sie genügen seinen Ansprüchen nicht. Da sei er zu selbstkritisch, sagt Hohberger. Zudem, betont er noch einmal, werde er nicht mehr arbeiten. An der Rudolfstraße gebe es eine reine Ausstellungsfläche.

Zur Bildhauerei kam der gebürtige Schlesier erst relativ spät. Interesse, ja, das sei immer da gewesen. Doch da war noch die Schauspielerei. Am Residenztheater in München lernte er, wechselte später „in die Provinz“, wie ihm geraten wurde. „Als Anfänger durfte ich in München ja nur ein paar Sätze sprechen.“ Etwa am westfälischen Landestheater Castrop-Rauxel kamen dann später große Rollen dazu.

Ab 1972 arbeitete er frei. Nicht nur auf der Bühne. Auch kleine Auftritte im Fernsehen, etwa im Tatort, sind in seiner Vita zu finden. Er sei ein „Hier-und-da-Schauspieler“ gewesen, lacht er. Doch irgendwann gehörte er nur noch der Kunst. „Beides nebeneinander ging nicht mehr.“ Der Liebe zum Modellieren hatte er zum Beispiel durch Studienreisen gefrönt, lernte bei Augusto Murer, Hermann Isenmann und Arno Breker.

Ein Mehrfach-Talent: Schauspieler, Bildhauer und Autor

Sein Stil: realistisch, echt. „Die Tiefe“, sagt er, „liegt an der Oberfläche.“ Da finde er auch den Charakter. Am liebsten habe er mit dem leibhaftigen Modell gearbeitet. Eine kleine Schar von Jungen-Köpfen aus Gips steht zum Beispiel im Atelier. Die Originale wanderten als Auftragsarbeit ins Haus einer Bochumer Familie. Wobei, Hohberger hat bei den ihm verbliebenen Stücken Anpassungen vorgenommen. Einer der Söhne steht bei ihm mit Mütze und Schal auf dem Sims. „Weil er so immer Modellstehen kam.“

Auch den Bochumer Uni-Altrektor Elmar Weiler porträtierte der Wahl-Wuppertaler. „Es strahlt die Gelassenheit und Zuversicht aus, die mich auch in meinem Amt getragen haben“, urteilte Weiler über sein in Bronze gegossenes Abbild, das seit 2017 im Audimax steht.

Was aber auch im Hahnenfurther Atelier auffällt: Die große Zahl von weiblichen Akten. „Zarte“, manchmal auch „unschuldige“ Erotik ist dazu in manchen Veröffentlichungen zu seinen Werken zu lesen. Hohberger selbst nennt sie „heftig“. Die Arbeit daran sei nie einfach gewesen. Für beide Seiten. Es sei „größtes Vertrauen“ zwischen Künstler und Modell notwendig gewesen. Und: Viele Frauen hätten sich schön dargestellt gefunden.

Dass Kritiker ihn mitunter als nicht zeitrelevant bezeichneten, nimmt er gelassen hin. So richtig habe er vielleicht nicht in die Kunstszene gepasst, auch nicht in Wuppertal. Seine engsten künstlerischen Freunde in Wuppertal: Hermann Schulz und der in diesem Jahr verstorbene Karl Otto Mühl. Beide Literaten. Auch Hohberger, das „Mehrfachtalent“, wie es im Vorwort zu seinem Buch „Schwebeblumen“ heißt, schreibt gerne.

Sein Atelier in Hahnenfurth hatte ihm übrigens die Familie Iseke, der die Häuser des Dorfes gehören, ausgebaut. „Meinen Vater hat er auch porträtiert“, erzählt Moritz Iseke, der ebenfalls einige Werke Hohbergers, „der uns sehr am Herzen liegt“, sein Eigen nennt. Dass der Künstler hohe Ansprüche an sich selbst hat, bestätigt der Unternehmer. Mehrfach habe Hohberger die Entwürfe für seinen Vater „zerdeppert und wieder neu gemacht“.