Kugel in der Brust: Überfall-Opfer meldete sich eine Stunde später

Nach dem Überfall auf eine Spielhalle in Ronsdorf sind auf der Lüttringhauser Straße mehrere Schüsse gefallen. Der Täter konnte entkommen.

Ronsdorf. Die Spielhalle an der Lüttringhauser Straße (Höhe Nibelungenstraße) gilt in Ronsdorf als unauffällig und unscheinbar. Seit der Nacht zu Freitag ist das vorbei. Nach einem Überfall fielen in unmittelbarer Nähe auf offener Straße mehrere Schüsse. Wie sich erst eine Stunde später herausstellte, gab es dabei einen Schwerverletzten.

Ein kurioser Fall: Um 0.20 Uhr hatte ein laut Kripo auffällig korpulenter, mit einem Halstuch maskierter Mann das Ladenlokal betreten, eine Schusswaffe auf den Sohn (22) des Inhabers und die wenigen noch anwesenden Gäste gerichtet. Mit mehreren hundert Euro trat der 1,70-Meter-Mann wenig später die Flucht an.

Bis dahin ein Überfall, wie er zumindest in Wuppertaler Citylagen zur polizeilichen Routine gehört. Doch an der Lüttringhauser Straße machten sich der 22-Jährige und ein Gast an die Verfolgung des dicken Räubers. Und der merkte offenbar, dass man hinter ihm her war. Laut Staatsanwaltschaft soll der Mann seine Verfolger gewarnt haben, stehen zu bleiben. Dann habe er mindestens dreimal geschossen.

Die beiden Verfolger — sie wurden nicht getroffen — gingen daraufhin in Deckung. Der Räuber entkam. Wenig später war die Kripo vor Ort, befragte Zeugen, sicherte Spuren. Dass es einen Schwerverletzten gab, war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bekannt.

Erst etwa eine Stunde nach den Schüssen meldete sich ein 49 Jahre alter Türke mit einer schweren Schussverletzung links oberhalb des Herzens im Sana-Klinikum Remscheid. Dort wurde der Mann umgehend notoperiert. Zuvor soll er noch gesagt haben, warum er sich mit einer Stunde Verspätung gemeldet hat.

Seine Version: Er habe die Verletzung zunächst nicht als so gravierend angesehen, habe sich erst umziehen wollen. Wo, ist unklar. Laut Staatsanwaltschaft hat der Mann derzeit keine feste Wohnanschrift. Verletzt, wie er war, soll er dann auf der Lüttringhauser Straße von einem früheren Bekannten, der dort in der Nacht mit dem Auto unterwegs war, erkannt und nach Remscheid in die Klinik gefahren worden sein. Der Fahrer — ein Landsmann — ist der Kripo namentlich bekannt. Er habe die Aussage des Schwerverletzten bestätigt. Laut Staatsanwaltschaft soll sich der 49-Jährige während des Überfalls unmittelbar vor der Spielhalle auf der Straße aufgehalten haben. Möglicherweise sei er vorher in dem Ladenlokal gewesen. Man gehe derzeit von einem Zufall aus.

Fakt ist: Der schießende Räuber ist noch nicht gefasst. Der Mann soll zur Tatzeit mit einem dunkelblauen Kapuzenpullover, Sonnenbrille und einer hellen Jeans bekleidet gewesen sein. Den Mund hatte er mit einem Tuch verdeckt.

Hinweise nimmt die Sonderkommission „Spieletreff“ unter der Rufnummer 2840 entgegen.