Kultur-Berater will nicht sparen

Die Bergischen Großstädte wollen in Sachen Kultur enger zusammenarbeiten, ein Experte wird dabei helfen. Sparmaßnahmen spielen keine Rolle, versichern die Beteiligten.

Foto: dpa

Die Bergischen Großstädte Remscheid, Solingen und Wuppertal wollen einen „Bergischen Kulturraum“ ins Leben rufen. Die drei Kommunen haben jetzt den ehemaligen Essener Kulturdezernenten Dr. Oliver Scheytt beauftragt, Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ihrer Kulturinstitutionen auszuloten. Das Vorhaben wird von allen drei Oberbürgermeistern unterstützt.

Die WZ hatte gestern online über die Pläne berichtet, die auf Anfrage unserer Zeitung nur zwei Wuppertaler Vertreter des Bündnisses, Oberbürgermeister Andreas Mucke und Kulturdezernent Matthias Nocke, bestätigen wollten.

Gestern wurde es dann aber offiziell: „Die Oberbürgermeister der Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal haben sich darauf verständigt, eine Kooperative ins Leben zu rufen. Dazu haben sie gemeinsam mit den Kulturbeigeordneten und den Kämmerern der drei Städte eine Vereinbarung getroffen“, gab die Stadt bekannt.

Ziel sei es, die Potenziale der Kulturangebote aller drei Städte auszuschöpfen und zu mobilisieren. In den kommenden Monaten sollen dafür eine Programmatik und Kooperationsstruktur erarbeitet werden, aus denen „konkrete Projekte und verbindliche Absprachen“ zwischen den Kulturinstitutionen der drei Städte hervorgesehen sollen.

Oliver Scheytt

Als Moderator wurde Oliver Scheytt gewonnen, der mit seinem Team der Kulturexperten GmbH Personal- und Strategieberatung anbietet — mit Blick auf Kunst und Kultur „als ganzheitliche Organisationsaufgabe“. Scheytt gilt bundesweit als ausgewiesener Kultur-Fachmann: Der 59-Jährige war Kulturdezernent in Essen und einer der Geschäftsführer der GmbH „Ruhr-2010“, der Gesellschaft zur Vorbereitung und Realisierung des Programms von „Ruhr 2010 — Kulturhauptstadt Europas“.

Scheytt soll nun prüfen, in welchen Bereichen die drei bergischen Städte zusammenarbeiten können. Er selbst sagt, er werde dafür drei Handlungsfelder vorschlagen: Geschichte/Museen, Kulturereignisse und Bühne.

Der Ausgang der Überlegungen ist ergebnisoffen, es dürfte aber schwierig werden: Selbst vereinbarte Verhandlungen über die Frage, ob und wie zum Beispiel die Orchester einander im Krankheitsfall oder bei besonders personalintensiven Sinfonien mit Musikern aushelfen können, sind bisher nicht wirklich zustande gekommen. Eine Fusion der Musiker, die bereits diskutiert worden ist, sei aber kein Thema, versichern alle Beteiligten.

Auch Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) betonte, dass eine Orchesterfusion lange vom Tisch sei. Die Bergischen Städte suchten nach Möglichkeiten, die Zusammenarbeit bei städtischen Kultur- und Kunsteinrichtungen zu optimieren. Das schließe die Orchester mit ein, vielmehr gehe es aber etwa um Bibliotheken, Museen, Musikschulen. Eine Zusammenarbeit solcher Institutionen solle geprüft werden, um etwa ein gemeinsames Bibliothekssystem einzuführen oder ein Bergisches Kulturticket, nannte er Beispiele.

Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD), Vorsitzender des Aufsichtsrates der Bergischen Symphoniker, betonte Ebenfalls, dass es nicht nur um die Bergischen Symphoniker und das Städtische Orchester Wuppertal gehe, sondern alle kulturellen Aspekte fokussiert werden sollen. Die Idee einer Zusammenarbeit der Symphoniker mit dem Wuppertaler Orchester war in der Vergangenheit mehrfach laut geworden, freilich an der Wupper meist rigide abgelehnt worden.

Scheytt selbst versichert ebenso, dass es nicht um Einsparungen gehe. „Als Kulturdezernent der Stadt Essen habe ich lange genug gucken müssen, woher ich Geld bekomme. Solche Projekte mache ich nicht mehr“, sagte er.

In Wuppertal wird das Vorgehen begrüßt. Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester, sagte, er finde die Idee grundsätzlich gut — wenn eine Orchesterfusion nicht zur Debatte stünde. Alles was helfe, die Kultur im Bergischen sichtbarer zu machen, sei sinnvoll — er nennt etwa gemeinsames Marketing, Ticketvertrieb und Vernetzung als Ideen. Was für Projekte entstehen, wird sich zeigen.