Absurdes Theater an der Kluse: Zuschauer sollen perplex sein
Schauspiel-Chef Christian von Treskow feiert am Samstag Premiere: Er inszeniert im Kleinen Schauspielhaus.
Wuppertal. Der Titel lässt aufhorchen. Kurz ist er — und treffend. Findet jedenfalls Christian von Treskow: „Die Zuschauer werden am Ende perplex sein“, verspricht der 43-Jährige. Er muss es wissen — schließlich hält der Schauspiel-Intendant die Fäden in der Hand. „Perplex“ heißt das „vertrackte Verwirrspiel“, das er am Samstag im Kleinen Schauspiel vorstellt.
Weshalb die Begegnung zweier Paare perplex machen soll? Weil nichts so ist, wie es zunächst den Anschein hat: „Alles ist Theater. Man merkt immer mehr, dass die Realitäten, die auf der Bühne vorgegeben werden, nur Behauptungen sind.“ Mit anderen Worten: Die Handlung ist absurd, soll aber trotzdem — oder gerade deshalb — „pure Unterhaltung“ sein.
Vor eineinhalb Jahren hat Marius von Mayenburg sein Schauspiel in Berlin uraufgeführt — zum ersten Mal hatte der Autor ein eigenes Stück inszeniert. Christian von Treskow hat sich die Uraufführungsproduktion nicht angesehen — ganz bewusst, wie er sagt. „Man ist schnell verleitet, unbewusst zu kopieren.“
Christian von Treskow, Regisseur, über die Handlung, die Gäste mit einem Augenzwinkern sehen sollten.
Ohne Kopier-Risiko will er die Unfassbarkeit des Lebens auf die Bühne bringen. Was ist Realität, wer sind wir, welche Rollen spielen die anderen? So gesehen soll die Wuppertaler Version eigene Akzente setzen — dafür dürfte in erster Linie das Darsteller-Quartett sorgen, wie der Regisseur betont: „Das Stück gehört den Schauspielern. Es geht nicht zuletzt um ihren Beruf — um das Vorstellen, Spielen und Durchbrechen der vierten Wand.“
Die Figuren, die an der Kluse aufeinandertreffen, tragen also nicht ohne Grund bezeichnende Namen. Sie heißen Sophie, Holger, Juliane und Lutz. Dabei spielen Sophie Basse, Holger Kraft, Juliane Pempelfort und Lutz Wessel nicht etwa sich selbst. Die Botschaft ist schließlich diese: „Es gibt keine fassbare Realität, sondern viele Facetten von Realität.“
Womit Christian von Treskow auch schon am Kern der Komödie rührt: Wer philosophisch angehaucht ist, kann in den beiden Paaren, die verschiedene Identitäten annehmen, durchaus Allgemeingültiges erkennen: „Dinge können sich schneller auflösen, als man denkt.“ Womit auch das Theater gemeint ist. Deshalb hat der Intendant das Stück auch mit klaren Hintergedanken auf den Spielplan gehoben. „Es geht um die Auflösung des Theaters.“ Und das an einem symbolischen Ort: Bekanntlich wird die Spielstätte 2013 endgültig geschlossen. „Was danach mit dem Schauspielhaus passiert, steht in den Sternen.“